Augengesundheit: Den Durchblick behalten

02.07.2009 17:00
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Ev
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Wer seine Gesundheit erhalten will, sollte auf seinen Lebensstil achten. Darin sind sich Mediziner aller Fachrichtungen einig. Das gilt auch für unsere Augen. Es lässt sich einiges tun, um die Sehkraft möglichst lange zu erhalten. Regelmäßige Bewegung zur Vorbeugung weit verbreiteter Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck, ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung sowie der jährliche Check beim Augenarzt senken das Risiko von Augenerkrankungen deutlich.


„Wenn es um das Sehvermögen geht, muss man grundsätzlich die Fehlsichtigkeiten von der Alterssichtigkeit unterscheiden“, erklärt Dr. Josef Egerer, Facharzt an der Augenambulanz im Gesundheitszentrum Wien-Süd der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK). Zu den Fehlsichtigkeiten zählen Weit-, Kurz- und Stabsichtigkeit. „Geboren wird der Mensch meist weitsichtig. Im Lauf der Kindheit wächst der Augapfel, und im Normalfall verschwindet die Weitsichtigkeit dann zu Beginn des Volksschulalters. Es tritt Normalsichtigkeit ein, was bedeutet, dass in allen Entfernungen scharf gesehen werden kann. Diese Fähigkeit bleibt dann im Idealfall bis zum Eintreten der Alterssichtigkeit erhalten“, so der Facharzt.

Von der Schulkurzsichtigkeit zur Altersweitsichtigkeit.
Eine immer öfter bei etwa Zehn- bis Zwölfjährigen beginnende Kurzsichtigkeit ist die sogenannte Schulmyopie. „Nahtätigkeiten wie das Arbeiten und Spielen am Computer sind zumindest mitverantwortlich für diese Art von Fehlsichtigkeit“, erklärt Dr. Egerer. „Vielfach schreitet sie bis Anfang des dritten Lebensjahrzehnts fort, kommt aber dann doch meist zum Stillstand.“ Doch der nächste Lebensabschnitt bringt sehtechnisch neue Probleme. Die Augenlinse wird ab der Lebensmitte bei jedem von uns zunehmend starr, die Sehschärfe in der Nähe beginnt allmählich nachzulassen: Die erste Lesebrille wird nötig. Mit rund 60 Jahren ist dann der Erstarrungsprozess der Linse weitgehend abgeschlossen.

Alterserscheinung Grauer Star
Dr. Egerer erklärt, dass viele Patienten ab Mitte 60 an einer Eintrübung der Linse, dem Grauen Star, leiden. Meistens lasse er sich problemlos operieren, so der Augenarzt: „Die eingetrübte Linse wird entfernt und durch eine künstliche ersetzt. Dieser Routineeingriff erfordert nur einen kurzen Spitalsaufenthalt, neuerdings wird er bei entsprechend guter Allgemeinverfassung des Patienten sogar ambulant angeboten.“

Probleme mit der Netzhaut
Im Fall einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) ist das Problem wesentlich ernster. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung der Netzhaut: Deren Mitte, die Stelle des schärfsten Sehens, ist dabei in Mitleidenschaft gezogen. „Die Zahl der Neuerkrankungen ist steigend“, sagt Dr. Egerer. „Die Lebenserwartung in der westlichen Welt war noch nie so hoch wie heute, und die Sehbehinderung durch Makuladegeneration stellt eine immer größer werdende Herausforderung dar. Zwar kommt es zu keiner völligen Erblindung, Betroffene sind jedoch oft nicht mehr in der Lage, zu lesen. Fremde Hilfe im täglichen Leben wird unerlässlich.“

Gefahr Grüner Star
Eine völlig andere, leider auch manchmal schon in jüngeren Jahren auftretende Erkrankung, die den Sehnerv schädigen oder gar zerstören kann, ist der Grüne Star, das Glaukom. Hauptsächlich erhöhter Augeninnendruck, aber auch andere Faktoren, wie etwa Durchblutungsstörungen, spielen hier eine Rolle. Es kann zu Gesichtsfeldausfällen, im schlimmsten Fall sogar zur völligen Erblindung kommen. „Wenn die Erkrankung schleichend verläuft, und das ist leider meistens der Fall, verursacht sie in der Regel bis in ein weit fortgeschrittenes Stadium keinerlei subjektive Beschwerden“, so Dr. Egerer. Genau das sei aber der Grund für die besondere Bedrohlichkeit des Grünen Stars: „Der Patient sieht keine Veranlassung, den Augenarzt aufzusuchen. Aber sogar dann, wenn ein Grüner Star im Frühstadium entdeckt wird und durch Senkung des Augendrucks mit speziellen Tropfen noch gut in Schach gehalten werden könnte, hapert es bei vielen Patienten an der Mitarbeit, der so genannten Compliance“, ergänzt Dr. Egerer. Es sei ihnen oft nicht einsichtig, warum sie trotz Beschwerdefreiheit und guter Sehkraft täglich Augentropfen anwenden und regelmäßig zur Kontrolle kommen sollen. „Dieses Problem beobachtet man besonders häufig bei jüngeren, energischen, im Berufsleben stehenden Patienten. Hier kann nicht genug Aufklärungsarbeit geleistet werden“, betont der Facharzt.

Besser Vorsicht als Nachsicht
Umso wichtiger sind Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt, die ab dem etwa 40. Lebensjahr durchgeführt werden sollten. „Auch wer völlig gesund ist und gut sieht, sollte die Untersuchung in Anspruch nehmen,“ betont Dr. Egerer. Der Routinecheck verläuft im Großen und Ganzen in vier aufeinanderfolgenden Schritten: Zuerst wird mit Hilfe der Spaltlampe der vordere Augenabschnitt untersucht. Im zweiten Schritt wird die Sehschärfe, der Visus, bestimmt. Auf den Sehtest folgt die Messung des Augendrucks. Zum Schluss untersucht der Arzt den Augenhintergrund, also das Augeninnere. Neben Sehnerv und Netzhaut werden auch die Blutgefäße beurteilt. „Gerade sie geben oft Aufschluss über Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes“, sagt Dr. Egerer. Es komme nicht selten vor, dass Augenärzte als Erste auf Basis ihrer Untersuchung den Verdacht auf solche Erkrankungen hegen und dann die Patienten an Kollegen anderer Fachrichtungen überweisen.
Betreffend „Augentrainings“, weist Dr. Egerer auf die Wichtigkeit von Sehschulen hin. Dort werden unter Zusammenarbeit von Augenärzten und einer eigenständigen Berufsgruppe, den Orthoptisten und Orthoptistinnen, Maßnahmen gesetzt, etwa um schielende Kinder vor einer drohenden Schwachsichtigkeit zu bewahren. „Die andererseits immer wieder anzutreffenden Gerüchte, man könne durch spezielle Trainings beispielsweise die Notwendigkeit der Lesebrille hinauszögern oder gar auf sie verzichten, gehören allerdings eher ins Reich der Fantasie“, so der Experte.

Trockenes Auge
Zu den am meisten verbreiteten Augenbeschwerden zählt das „Trockene Auge“ oder Sicca-Syndrom. „Eine rheumatische Erkrankung liegt eher selten zu Grunde. Meist muss man davon ausgehen, dass bestimmte Alltags- und Lebensumstände, wie übermäßige Bildschirmarbeit, Klimaanlagen, aber auch Stress, das Austrocknen des Auges begünstigen“, erklärt Dr. Egerer. Jucken, Brennen und Rötung sowie erhöhte Lichtempfindlichkeit sind die Folge. Die Ursache: Der dreischichtige Tränenfilm, der außen aus Fett, innen aus Schleim und dazwischen aus einer wässrigen Flüssigkeit besteht, reißt zu schnell ab, ein trockener Fleck bildet sich und löst seinerseits die unangenehmen Empfindungen aus.
„Behandelt wird das Sicca-Syndrom meist mit Tränenersatzmitteln in Tropfenform, es stehen aber auch ergänzende Maßnahmen wie etwa Akupunktur zur Verfügung“, erklärt Dr. Egerer. „Ausreichend Schlaf und Flüssigkeitszufuhr, am besten in Form reines Leitungswassers, frische Luft und angemessene Pausen für jene, die täglich am Bildschirm arbeiten, bewirken für sich alleine aber oft schon sehr viel“, betont der Experte. „Das Problem ist und bleibt die Durchführung.“

Grundsätzlich empfiehlt er, zum Schutz der Augen den eigenen Lebensstil kritisch zu überdenken. „Jeder weiß, dass Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes die größten Feinde unserer Gesundheit sind. Das gilt auch für die Augen.“



Augenambulanzen der Gesundheitszentren der WGKK
Gesundheitszentrum Wien-Mitte
Strohgasse 28, 1030 Wien
Tel.: 601 22 – 40300

Gesundheitszentrum Wien-Mariahilf
Mariahilfer Straße 85-87, 1060 Wien
Tel.: 601 22 – 40601

Gesundheitszentrum Wien-Süd
Wienerbergstraße 13, 1100 Wien
Tel.: 601 22 – 4220

Gesundheitszentrum Wien-Nord
Karl-Aschenbrenner-Gasse 3, 1210 Wien
Tel.: 601 22 – 40245 oder 40266


Quelle:
PEOPLE-Magazin
Ausgabe 2/09


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