Ballon-Kyphoplastie - Wirbelkörperfrakturen erfolgreich behandeln

30.06.2009 21:13 (zuletzt bearbeitet: 30.06.2009 21:17)
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In Österreich sind mehr als 700.000 Menschen von
krankhaftem Knochenschwund - Osteoporose betroffen, die Tendenz ist
steigend. Wirbelkörperfrakturen zählen zu den häufigsten
Komplikationen dieser Erkrankung.



Jährlich erleiden mindestens 40.000 Österreicher einen oder mehrere
Wirbelkörperfrakturen aufgrund von Osteoporose.
Nahezu 50 Prozent der Wirbelkörperfrakturen verlaufen akut und
häufig chronisch schmerzhaft. Diese Frakturen führen zu Verkrümmung
und Verkürzung der Wirbelsäule, Verkleinerung des Brust- und
Bauchraums, Ausbildung eines "Buckels" und Verminderung der
Körpergröße. Neben den Schmerzen von der Wirbelsäule her treten oft
auch Atembeschwerden und Zug- und Druckschmerzen im Bauchraum sowie
Appetitverlust und Schlaflosigkeit auf. Die dadurch bedingte
Verminderung der körperlichen Aktivität führt zu noch mehr
Knochenschwund und das Risiko für Folge-Frakturen und Mortalität
steigt dramatisch. Seit 2002 wird in Österreich erfolgreich die
Ballon-Kyphoplastie angewandt, eine innovative Behandlungsmethode,
bei welcher der gebrochene Wirbelkörper wiederaufgerichtet und
stabilisiert wird. Mit diesem Verfahren sind nachweislich eine
bessere Rückenfunktion, eine erhebliche Schmerzreduktion und
insgesamt eine gesteigerte Lebensqualität für die Betroffenen
feststellbar. Die innovative Behandlungsmethode wird flächendeckend
in ganz Österreich in spezialisierten Zentren angeboten.

Volkskrankheit Osteoporose

"Nahezu jeder 4. Patient, der eine orthopädische Praxis aufsucht,
leidet unter Osteoporose", erklärte Dr. Andreas Stippler, Facharzt
für Orthopädie und Fachgruppenobmann der Orthopäden
Niederösterreichs. Osteoporose ist eine chronische Erkrankung, die
durch eine verringerte Knochenmasse und mikroarchitektonischen Abbau
des Knochengewebes gekennzeichnet ist und zu erhöhter Instabilität
und Anfälligkeit für Frakturen führt. Die Enstehungsfaktoren für eine
Osteoporose sind bereits in jungen Jahren zu suchen. Kalziumarme
Ernährung, Rauchen, vermehrter Alkoholkonsum und mangelnde Bewegung
sind wesentliche Risikofaktoren. Anzeichen für Osteoporose sind die
Verminderung der Knochenmasse und Spontanfrakturen, die ohne
entsprechende Therapie nur sehr schwer heilbar sind. Die Osteoporose
ist eine besonders heimtückische Krankheit, weil sie über Jahre
hinweg schleichend verlaufen kann und im Anfangsstadium keine
Symptome zeigt. Die Prävalenz der Erkrankung und der damit
verbundenen Frakturen ist besonders in den Industriestaaten sehr
hoch, die Tendenz steigend. Die Gründe hierfür liegen sowohl in der
demographischen Entwicklung als auch in der Veränderung des
Lebensstils und der damit verbundenen Zunahme der Risikofaktoren für
die Krankheit. Doch trotz der Häufigkeit wird Osteoporose nach wie
vor unterschätzt. Dem niedergelassenen Arzt obliege die wichtige
Aufgabe, in der Langzeitbehandlung die Patienten zu betreuen und
gemeinsam mit ihnen das Management der Krankheit zu übernehmen um
letzlich osteoporotische Brüche zu vermeiden, so Dr. Stippler weiter.

Die schmerzhaften Brüche der Wirbelsäule

Im Laufe ihres Lebens bestehe für rund 46,4 Prozent der Frauen und
an die 22,4 Prozent der Männer das Risiko einer osteoporotischen
Fraktur, berichtete Prim. Dr. Franz Ortner, Leiter der
Unfallchirurgie am Landesklinikum Wiener Neustadt, im Rahmen seines
Vortrages. Ursache für die osteoporotischen Knochenbrüche ist die
Erkrankung selbst und daraus folgend gehäufte Stürze infolge
mangelnder Koordination und Muskelkraft. Die schmerzhaften
Wirbelfrakturen belasten die Betroffenen und verringern ihre
Lebensqualität in hohem Maße. Neben den einschränkenden körperlichen
Funktionen und den Schmerzen sind vor allem die soziale Isolation,
Depressionen, die Pflegebedürftigkeit und die verstärkte Abhängigkeit
von anderen Menschen schwerwiegende Folgen für die Patienten.
Zusätzlich zur Prävention ist vor allem die frühzeitige Diagnose und
Behandlung der Brüche wesentlich, um den Verlauf positiv zu
beeinflussen. "Rund 70 Prozent der Betroffenen erleiden nach der
ersten Wirbelkörperfraktur im Zeitraum von fünf Jahren unbehandelt
eine Zweitfraktur", machte Dr. Stippler aufmerksam. Damit steige im
Zusammenhang mit den Folge-Frakturen auch dramatisch das
Mortalitätsrisiko, betonte Prim. Ortner.

Innovative Therapieoption Ballon Kyphoplastie

"Neben präventiven Maßnahmen wird bei Wirbelkörperbrüchen bislang
vielfach auf konservative Therapiemethoden mit Mieder, Schmerzmitteln
und langem Krankenhausaufenthalt zurückgegriffen, welche das
Fortschreiten der Osteoporose jedoch weiter fördern können. Damit ist
die Behandlung nicht nur langwierig und aufwendig sondern auch
kostenintensiv", verdeutlichte Prim. Ortner. Eine wirkliche
Innovation stellt die Behandlungsmethode der Ballon-Kyphoplastie dar.
Die Ballon-Kyphoplastie ist ein minimal-invasiver operativer Eingriff
bei Patienten mit einer oder mehreren
Wirbelkörperkompressionsfrakturen, die durch (primäre oder sekundäre)
Osteoporose oder osteolytische Läsionen, einschließlich multipler
Myelome, verursacht werden. Mit dem Eingriff soll die Fraktur
reponiert und die ursprüngliche Höhe des Wirbelkörpers wieder
hergestellt werden. "Neben der Korrektur der Wirbelsäulenverformung
(Kyphose) ermöglicht das Verfahren nachweislich die sofortige
Schmerzbesserung, eine rasche Mobilisierung und insgesamt eine
gesteigerte Lebensqualität der Betroffenen", erklärte der
Unfallchirurge. Bei der innovativen Methode wird der betreffende
Wirbel lokalisiert, durch zwei Stichinzisionen werden Ballone
eingebracht und aufgedehnt. Nach Aufbereitung des Knochenzements,
durch den der gebrochene Wirbel gestützt werden soll, werden die
Ballone entfernt und in den geschaffenen Hohlraum unter
Röntgenkontrolle der Zement eingespritzt. Die sofortige Rückkehr ins
Alltagsleben wird durch diese Behandlung erleichtert, das Tragen
eines Stützkorsetts ist nicht notwendig.

Gesundheitsökonomische Aspekte

Osteoporose und die damit verbundenen Wirbelkörperfrakturen
betreffen entgegen herkömmlicher Meinungen nicht nur ältere Menschen,
sondern immer öfter auch jüngere Personen, die mitten im Berufsleben
stehen. "Die Verletzungen verursachen hohe direkte und indirekte
Kosten. Besonders zu Buche schlagen sich die Langzeitfolgen von
Frakturpatienten. Wobei speziell im Langzeitpflegebereich die
sozioökonomische Bedeutung der Osteoporose grob unterschätzt wird",
erklärte Univ.-Prof. Dr. Bernhard Schwarz vom Zentrum für Public
Health der Medizinischen Universität in Wien und Karl Landsteiner
Institut für Gesundheitsökonomie. Die Ballon-Kyphoplastie führt bei
der Mehrzahl der Patienten zu einer schnellen und andauernden
Schmerzreduktion und Funktionsbesserung. Die stationäre Verweildauer
liegt im Mittel unter drei Tagen. In einer retrospektiven
österreichischen Untersuchung von 251 Fällen des orthopädischen
Spitals Speising von 2002 bis 2005 sei die Zahl der nachfolgenden
Spitalsaufenthalte pro Beobachtungsjahr mit Kyphoplastie um etwa die
Hälfte niedriger gewesen als mit konservative Therapie, stellte der
Gesundheitsökonom dar. "Zusammenfassend lässt sich somit festhalten,
dass die Ballonkyphoplastie, soweit es die bisherigen Untersuchungen
darstellen, eine auch aus gesundheitsökonomischer Sicht sehr
empfehlenswerte Behandlung darstellt", so Univ.-Prof. Schwarz
abschließend.


Quelle:
OTS0059 2009-07-01/09:37


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