Krebs ist Sturz aus der Wirklichkeit

23.06.2009 02:55
avatar  Eveline
#1
Ev
Administrator



Weltkongress zur psychologischen Betreuung von Krebspatienten


Um die psychologische Betreuung von Menschen mit Krebserkrankungen geht es diese Woche am Weltkongresses für Psycho-Onkologie http://www.ipos-society.org/ipos2009 in Wien. Krebs ist nicht nur für den Körper, sondern auch für die Psyche eine enorme Belastung. Nach dem Schock der ersten Diagnose sorgt auch der weitere Krankheitsverlauf oft für Irritationen, wenn es etwa zu Rollenwechsel in der Familie, zum Verlust des Arbeitsplatzes, zum Haarverlust bei Chemotherapien oder zur Entstellung des Körpers durch chirurgische Eingriffe kommt. Psycho-Onkologen stehen in diesen Situationen den Betroffenen zur Seite.

"Die Psycho-Onkologie kann Krebs nicht heilen. Sie hilft jedoch dabei, psychische Symptome gering zu halten", erklärt Ulla Konrad, Vorsitzende des Berufsverbandes Österreichischer Psychologen http://www.boep.eu , im pressetext-Interview. Die Aufgabe eines Psycho-Onkologen bestehe darin, den Krebspatient zu unterstützen und ihn dabei in seiner jeweiligen Situation abzuholen. "Was der Patient an Schmerzen und Ängsten empfindet ist real, daher steht das Aushalten und Mittragen an erster Stelle", so die Psychologin. Entspannungsübungen erleichtern den Druck, daneben suche man nach Ressourcen im Betroffenen, die zu Erleichterung führen. Im Zentrum stehe das Gespräch. "Die meisten Patienten entwickeln einige Theorien darüber, was ihre Krebserkrankung ausgelöst haben könnte, etwa eine jahrelang zurück liegende Scheidung, Stress im Beruf oder eine Traumatisierung. Wenn hier auch der Nachweis direkter Zusammenhänge kaum möglich ist, brauchen solche Situationen Aufarbeitung", betont Konrad.

Hedwig Wölfl, eine der Vortragenden am Kongress, war acht Jahre lang in der Betreuung von Strahlentherapie-Patienten tätig. "Es gibt mehrere besonders sensible Phasen im Verlauf einer Krebserkrankung, angefangen bei der ersten Diagnosestellung der Krankheit. Das ist eine ernste Nachricht, die oft als 'Sturz aus der Wirklichkeit' beschrieben wird und den Bruch mit bisherigem Leben bedeutet", so die klinische Psychologin gegenüber pressetext. Schock, Verzweiflung und Ängste bis hin zu depressiven Reaktionen seien in dieser Phase normal und sollten auch zugelassen werden, da gute gemeinte Ratschläge und Aufmunterungsversuche nach dem Muster "Kopf hoch!" kontraproduktiv seien. "Kritisch wird es, wenn es Wochen danach noch zu keiner Besserung des emotionalen Zustandes kommt und etwa Schlafstörungen noch immer die Rückkehr in eine gute Bewältigung des Lebensalltags verhindern."

Die Behandlung der Krankheit beschäftigt die Seele umso mehr, je größer ihre Auswirkungen für den Patienten sind. "Kann etwa bei einer Brustkrebs-Operation die Brust erhalten bleiben, belastet das weniger als bei einer Entfernung, die den Körper entstellt", so Wölfl. Doch auch nicht-invasive Behandlungen wie die Strahlentherapie können große Fremdheitsgefühle erzeugen. "Bei den täglichen Bestrahlungseinheiten sind die Patienten in einem Raum voll hochentwickelter Technik alleine gelassen. Sie hören, schmecken und riechen nichts und sehen erst nach langer Zeit die Auswirkungen der Behandlung". Besonders kritische Momente, in denen Ärzte häufig Psycho-Onkologen beiziehen, seien auch der Rückfall in vermeintlich geheilte Erkrankungen, die Ausbildung von Metastasen oder die Verschlechterung der Prognose im Sinne einer medizinischen Unheilbarkeit.

Rund zwei von drei Krebspatienten kommen mit der Erkrankung nach einer anfänglichen Schockphase gut zurecht. "Genaue medizinische Informationen helfen oft dabei, die Situation richtig einzuschätzen und neue Perspektiven im Leben zu erkennen", so Wölfl. Eine wichtige Ressource ist die Unterstützung durch Partner, Familie oder Freunde, sowie das Wiedererlangen von Selbstkontrolle, das sich etwa in eigenen Entscheidungen bei der Wahl des behandelnden Arztes ausdrückt. "Die richtige Strategie ist jedoch bei jeder Persönlichkeit anders. Es gibt zum Beispiel Medizingläubige, Kämpfertypen oder auch depressiv-ängstliche Menschen", so die Wiener Psychologin.

Dass Krebspatienten Zugang zu psycho-onkologische Betreuung erhalten, ist noch nicht überall selbstverständlich. "In Österreich schreibt das Krankenanstalt-Gesetz zwar vor, dass es in Krankenhäusern mit Krebsstationen mindestens eine Psychologin gibt. Wie gut die Betreuung dadurch erfolgen kann, ist jedoch von Spital zu Spital anders. Besonders im Palliativbereich gibt es noch einen großen Aufholbedarf", betont Wölfl. Vier von fünf Krebspatienten würden bisher Komplementärmedizin in Anspruch nehmen, die manchmal auch psychische Unterstützung bedeute. "Es ist jedoch wichtig, Personen zu Rate zu ziehen, die mit dem medizinischen Problem vertraut sind", so die Psychologin. Ärzte würden von enger Zusammenarbeit mit Psychologen nur profitieren. "Psychisch entlastete Patienten kooperieren in der Behandlung weitaus besser."


Quelle:
pte090623004, pte.monitor: itis, ose
http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=090623004


 Antworten

 Beitrag melden
24.06.2009 01:38
#2
avatar
Stammgast

Dazu könnte ich eine Menge schreiben ... alles Theorie was hier steht. Jeder reagiert anders drauf. Mein
Mann hatte 3 Ziele die er erreichen wollte:

Ein Eisbein essen
Eine Thüringer Bratwurst essen
Einen Karpfen essen

Die Ziele sind fast erreicht: Der Karpfen wurde gegessen, die Bratwurst ebenfalls und vom Eisbein die
Schwarte.

Nun setzen "wir" uns neue Ziele:

Ein Kotelett essen
Schokolade essen
Erdbeertorte essen

Ich bewundere meinen Mann für seinen Optimismus, auch wenn die Ziele witzig sind - egal, Hauptsache
es sind Ziele

Mupfeline

guck hier

"Das Leben ist eine Brücke. Du kannst sie überschreiten, aber baue keine Häuser auf ihr."


 Antworten

 Beitrag melden
24.06.2009 17:46
avatar  Conny
#3
avatar
Profi

Richtig, jeder reagiert jeder anders. Doch für mich war es durchaus erstmal ein Sturz ins Bodenlose. Dann hab ich mir auch Ziele gesetzt, aber so zwischendurch bin ich doch immer mal wieder im Keller gelandet und so richtigdurch bin ich damit immer noch nicht. Die Angst "fährt" immer noch mit. Ich denke, sie wird zwar weniger werden und doch irgendwie noch für einige Zeit mein ständiger Begleiter sein.

und liebe Grüße Conny --------- -> mein Paket <-

Lebe jeden Tag als wäre es dein letzter, irgendwann trifft das auch zu.

Dr. Eckard von Hirschhausen


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!