WHO erklärt Schweinegrippe zur Pandemie
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Höchste Warnstufe - Nationale Pläne greifen
Schweinegrippe, Alarmstufe rot: Die WHO die höchste Pandemie-Warnstufe ausgerufen und ihre Mitgliedsländer informiert. Vor allem in Deutschland ist die Zahl der Krankheitsfälle sprunghaft angestiegen - in Düsseldorf, München und Köln.
Damit hat die WHO zum ersten mal seit 41 Jahren eine weltweite Grippepandemie erklärt. Zuvor waren UN-Gesundheitsexperten angesichts steigender Infektionszahlen in den USA, Europa, Australien und Südamerika am Sitz der Organisation in Genf zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengetroffen. Die letzte Pandemie, die Hongkong-Grippe von 1968, hat rund eine Million Menschenleben gefordert. Den Folgen einer normalen Grippe erliegen weltweit jährlich rund 250.000 bis 500.000 Menschen.
Im Gegensatz zu einer Epidemie ist eine Pandemie nicht örtlich beschränkt, sondern greift länder- und kontinentübergreifend um sich. Ursprungsland der aktuellen Schweinegrippe ist Mexiko. Dort breitete sich die Krankheit bereits im April rasend aus. Laut jüngsten Zahlen der WHO haben sich bisher mehr als 26.500 Menschen in 73 Ländern mit dem Schweinegrippe-Virus infiziert, mindestens 140 starben daran. Die meisten Fälle traten in Nordamerika auf; Australien verzeichnete jedoch in den vergangenen Tagen einen deutlichen Anstieg. Die Grippe war ursprünglich in Mexiko ausgebrochen. In Deustchland sind rund 100 Menschen infiziert.
So erkrankten in den vergangenen Tagen mehr als 30 Kinder der Japanischen Schule in Düsseldorf. Den zumeist zwölf Jahre alten Kindern gehe es überwiegend gut, zwei von ihnen seien schwerer erkrankt, sagte der Leiter des Düsseldorfer Gesundheitsamts, Heiko Schneitler. An der Schule wurden am Donnerstag hunderte Eltern und Kinder auf das neue H1N1-Virus getestet. Alle betroffenen Kinder sowie ihre Geschwister und Eltern wurden zu Hause unter Quarantäne gestellt. Die Schulleitung erklärte am Donnerstag, die Schule werde bis mindestens Ende nächster Woche geschlossen bleiben.
Pandemieplan
Bei Warnstufe 6 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Schweinegrippe ändert sich nach Angaben der Behörden in Deutschland de facto zunächst nichts. Vorerst müssen weder Schulen geschlossen noch Massenveranstaltungen abgesagt werden. Denn die Pandemie ist nach Einschätzung der hiesigen Behörden in Deutschland noch nicht angekommen.
Die WHO ruft die Stufe 6 aus, wenn in mindestens zwei Weltregionen "fortgesetzte Übertragungen des Virus von Mensch zu Mensch vorkommen". Diese Voraussetzung ist nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts gegeben. Doch bedeutet das nicht, dass bereits überall Pandemie herrscht. Jeder Staat muss selbst seine Betroffenheit abschätzen.
Deutschland hatte auf Anraten der WHO 2005 einen Nationalen Pandemieplan veröffentlicht, der das Vorgehen der Gesundheitsbehörden von Bund und Ländern im Fall einer Grippe-Pandemie aufführt. Er sieht entsprechend der WHO sechs Stufen vor. In Stufe sechs würden hierzulande dem Plan folgend Medikamente und Impfstoffe verteilt. Ein Impfstoff gegen die Neue Influenza wird allerdings nach Einschätzung von Experten erst im Herbst zur Verfügung stehen. Antivirale Medikamente haben die Länder hingegen in großen Mengen eingelagert.
Wie das neue H1N1-Virus eingeschleppt wurde, war vorerst unklar. Zunächst sei ein Sechsjähriger erkrankt, dessen Familie kürzlich Urlaub auf Malta gemacht hatte. Eine Möglichkeit sei, dass er sich auf dem Flughafen angesteckt habe, sagte Schneitler. Davon unabhängig habe es aber Infektionen bei Schülern der sechsten Klasse gegeben, die vergangene Woche mehrtägige Ausflüge mit dem Bus gemacht hatten. Am Freitag hätten dann einige von ihnen über Fieber, Schnupfen und Heiserkeit geklagt.
Auch Fälle in München und Köln
Auch in München sind zwei Kinder an der Schweinegrippe erkrankt. Die von ihnen besuchte Kindertagesstätte sei bereits am Dienstag vorsorglich geschlossen geworden, teilte die Stadt am Mittwoch mit. Damit solle verhindert werden, dass sich weitere Kinder ansteckten. Die Einrichtung wäre allerdings ohnehin am Donnerstag wegen Ferien für zehn Tage geschlossen worden. Auch in Köln wird am Freitag das Erzbischöfliche Irmgardis-Gymnasium schließen: Dort sind acht Schüler infiziert.
Unterdessen beschlossen die Behörden in Hongkong, nach mehreren Schweinegrippefällen bei Kindern alle Kindergärten, Krippen und Grundschulen für zwei Wochen schließen. Bei zwölf Schülern einer Schule sei die Erkrankung nachgewiesen worden, hieß es am Donnerstag. Im dicht besiedelten Hongkong leben rund sieben Millionen Menschen. In Hongkong wurden bislang 49 Fälle von Schweinegrippe registriert.
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Quelle)