Tödliche Gefahr allergischer Schock (anaphylaktischer Schock)

27.04.2009 19:23 (zuletzt bearbeitet: 27.04.2009 19:24)
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#1
Ev
Administrator


Allergische Erkrankungen nehmen zu und damit auch die
Zahl an allergisch bedingten Notfällen. Die Maximalvariante einer
allergischen Reaktion ist der Kreislaufschock (anaphylaktischer
Schock), der in Österreich pro Jahr etwa 10 Menschenleben fordert.



(28.04.2009, Rheuma-Selbst-Hilfe.at.com)

Auslöser sind Nahrungsmittel, Insektenstiche sowie Medikamente. Trotz
der lebensbedrohlichen Folgen sind nur wenige Allergiker mit
Erste-Hilfe-Medikamenten ausgerüstet und kaum ein Risikopatient ist
entsprechend für deren reibungslosen Einsatz sowie für das richtige
Verhalten in der Notsituation geschult.

Juckender Nesselausschlag, Anschwellen von Handflächen, Fußsohlen
oder Gesicht, Schwindel, metallischer Geschmack im Mund,
Schweißausbrüche und Erbrechen können erste Anzeichen eines
allergischen Schocks, der schwersten und häufig dramatisch
verlaufenden Form einer allergischen Reaktion, sein. Bei Kontakt mit
dem Allergen schüttet der Körper große Mengen der Substanz Histamin
aus. Das kann zur Folge haben, dass der Kehlkopf anschwillt und die
Bronchien sich verengen. Die Blutgefäße hingegen erweitern sich,
wodurch der Blutdruck fällt und lebenswichtige Organe wie Herz, Lunge
und Gehirn nicht mehr ausreichend versorgt werden können. Das Herz
beginnt zu rasen und bleibt im Extremfall innerhalb weniger Minuten
stehen. Diese Reaktionen treten unmittelbar nach dem Kontakt mit dem
Allergen auf und können innerhalb kürzester Zeit ein
lebensbedrohliches Ausmaß erreichen.

Auslöser für einen allergischen Schock sind in erster Linie
Nahrungsmittel, das Insektengift von Biene, Wespe oder Hornisse und
Medikamente. Die Daten des Anaphylaxie-Registers [1], in dem Fälle
dermatologischer und allergologischer Fachkliniken aus Deutschland,
Österreich und der Schweiz aufgezeichnet werden, zeigen: "Fast die
Hälfte der betroffenen Erwachsenen erleiden schwere allergische
Reaktionen aufgrund von Insektenstichen - vorwiegend Wespengift,
gefolgt von Medikamenten (24%) und Nahrungsmitteln (21%)", zitiert
Ass.Prof. Dr. Tamar Kinaciyan, Leiterin der Allergieambulanz an der
Wiener Univ.-Klinik für Dermatologie, die als eine der vier
österreichischen Kliniken dem Anaphylaxie-Register angeschlossen ist.
Bei Kindern verhält es sich anders: "Mehr als die Hälfte der
registrierten Kinder (57%) reagieren extrem auf Nahrungsmittel. An
erster Stelle ist hier die Erdnuss zu nennen. Weitere Hauptauslöser
sind Kuhmilch, Hühnerei, Baumnüsse, Fisch und Meeresfrüchte, wovon
bereits kleinste Mengen eine schwere Reaktion auslösen können. Bei
17% der registrierten Kinder sind Insektenstiche und bei 11%
Medikamente die Verursacher der schweren allergischen
Sofortreaktion."

Unsicherheiten bei Anwendung des Notfallsets...

Bei den ersten Anzeichen eines allergischen Schocks heißt es rasch
und richtig handeln. "Beunruhigend ist, dass die meisten Betroffenen
nicht wissen, was in einer Notsituation zu tun ist. Laut
Aufzeichnungen des Anaphylaxie-Registers wenden nur 3% der
Betroffenen selbst das Notfallset an und lediglich 1% der Angehörigen
oder beteiligten Personen weiß dem Allergiker im Notfall richtig zu
helfen", gibt sich Kinaciyan besorgt. Diese Unsicherheit in der
Selbstmedikation ist gefährlich, denn das Warten auf den Notarzt
kostet wertvolle (Überlebens)Zeit.

...durch Schulung entgegenwirken

Anaphylaktische Reaktionen sind nicht berechenbar. "Um Allergiker
zu schützen, die bereits einmal nach dem Kontakt mit einem Allergen
entsprechende Reaktionen gezeigt haben, ist es unbedingt notwendig,
sie mit einem Notfallset auszurüsten und für die sichere Anwendung
sowie das richtige Verhalten in der Notsituation ausführlich zu
schulen", appelliert die Dermatologin an die behandelnden Ärzte,
denn: "Allergene können nie zu 100% vermieden werden und bei erneutem
Kontakt fällt die Reaktion meist schon wesentlich stärker aus. Gerade
bei Nahrungsmittelallergien kommt es immer wieder zum versehentlichen
Verzehr von versteckten Allergenen in Speisen. Auch mit Bienen,
Wespen oder Hornissen kann der Kontakt - trotz Vorsichtsmaßnahmen -
nicht immer vermieden werden."

Ihr dringender Rat an Patienten und deren Angehörige:
"Notfallmedikamente müssen für den Ernstfall immer mit dabei sein und
dessen Einsatz sowie Erste-Hilfe-Maßnahmen wie korrekte
Schocklagerung, allfällige Reanimationsmaßnahmen und Verständigung
des Notarztes regelmäßig trainiert werden."

Notfallset: Adrenalin & Co

Die Notfall-Apotheke besteht aus einem Kortisonpräparat, einem
Antihistaminikum sowie einer Adrenalinspritze. Die ersten beiden
Medikamente wirken entzündungshemmend bzw. antiallergisch und
abschwellend, sind aber auf keinem Fall ausreichend, eine schwere
allergische Reaktion zu verhindern. Das Mittel der Wahl in der
Notsituation und damit der wichtigste Bestandteil des Notfallsets ist
deshalb Adrenalin. "Adrenalin stabilisiert in Minutenschnelle den
Kreislauf und verhindert fatale Schockreaktionen", so Kinaciyan.
Damit das Adrenalin im Ausnahmezustand einfach und sicher sowie in
der richtigen Dosierung auch von Kindern selbst verabreicht werden
kann, steht es in Form eines Autoinjektors zur Verfügung. Der
Autoinjektor, der vom Arzt nach einer gesicherten Diagnose und
Indikation auf Kassenrezept verschrieben wird, kann ab Schweregrad II
angewendet werden, wenn ein Asthmaanfall oder Blutdruckabfall mit
Kreislaufkollaps auftritt.

Ungeübt kann aber selbst die unkomplizierte Handhabung des
Autoinjektors Schwierigkeiten bereiten. Eine Injektion in den Daumen
anstelle des Oberschenkels kommt immer wieder vor, weiß die Expertin.
"In so einem Fall oder wenn bei Bedarf die Gabe von Adrenalin
wiederholt werden muss, sollten Allergiker zumindest zwei
Adrenalin-Pens bei sich tragen."

Info & Service

Mehr Information finden Sie unter http://www.alk-abello.at. Eine
Broschüre über Insektengiftallergie gibt’s kostenlos bei ALK-Abelló,
Tel. 0732/385372, E-Mail: office_at@alk-abello.com.

Infos über Allergien allgemein und Maßnahmen zur
Allergenvermeidung gibt’s bei der Patientenplattform IGAV
(Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung):
http://www.allergenvermeidung.org


Quelle:
OTS0269 2009-04-27/15:44

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