Österreichischer Impftag 2009: Was bringen Impfaktionen?

26.03.2009 00:15 (zuletzt bearbeitet: 26.03.2009 00:16)
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Ev
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Neue Hepatitis-Impfaktion ab 1. April 2009


(26.05.2009, Rheuma-Selbst-Hilfe.at.com)


- Impfaktionen zum Schutz der Bevölkerung
- Hepatitis: Impfaktion, neue Umfrage, Erkrankungsfälle
- Erste Bilanz der Rotavirus-Impfung
- Masern: Rückblick und Ausblick
- Neuerungen im Impfplan


Impfaktionen zum Schutz der Bevölkerung

Impfen zählt zu den einfachsten und günstigsten Vorsorgemaßnahmen.
Jahr für Jahr finden in den österreichischen Apotheken zahlreiche
Impfaktionen statt. Im Rahmen dieser Aktionen wird die Bevölkerung
gezielt über das Risiko einer Erkrankung und eine mögliche Impfung
dagegen informiert. Der Preis des Impfstoffes ist während des
Aktionszeitraums reduziert, die Apotheker verzichten auf einen Teil
ihrer Spanne.

Während einer Impfkampagne führen die Apothekerinnen und Apotheker
mehr Beratungsgespräche als sonst, geben deutlich mehr Impfstoffe ab
und tragen dadurch einen wesentlichen Teil zur Hebung der
Durchimpfungsraten bei. "Wir Apotheker sehen es als
gesundheitspolitische Aufgabe, Impfaktionen zu unterstützen",
resümiert Dr. Christiane Körner, Vizepräsidentin der Österreichischen
Apothekerkammer.

Erfolgsstory Impfen

Impfen ist die beste Waffe im Kampf gegen Infektionen und Seuchen.
Die todbringende Pockenseuche etwa ist durch die Schutzimpfung
ausgerottet worden. Diphtherie, Tetanus, und Haemophilus influenzae
(Meningitis und Epiglottitis) sind aus Österreich nahezu
verschwunden. Mumps und Röteln sind großteils ausgemerzt. Und FSME
ist deutlich seltener geworden, dank groß angelegter Impfkampagnen in
den Apotheken.

Andererseits zeigt das jüngste Beispiel der Masern-Epidemie in
Salzburg, dass Impfverweigerung sehr rasch zur Ausbreitung einer
Infektionskrankheit führen kann. Die Erkrankungsfälle sind binnen
kürzester Zeit in die Höhe geschnellt.

Hepatitis

Neue Impfaktion ab 1. April

Zu den Infektionskrankheiten, denen gezielt durch Impfaktionen zu
Leibe gerückt wird, zählt Hepatitis. Mit 1. April startet die große
Hepatitis-Impfaktion in Österreich. Bis zum 31. Mai sind in allen
Apotheken die Impfstoffe verbilligt erhältlich. Auf Grund der Senkung
der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel ist der Hepatitis-Impfstoff heuer
sogar noch preisgünstiger als im Vorjahr (zum Beispiel: Hepatitis A/B
für Erwachsene 52 Euro - im Vorjahr 55 Euro).

Umfrage: Durchimpfungsrate deutlich gestiegen

Eine neue Erhebung unter 4.000 Befragten zeigt, dass sich die
Durchimpfungsrate in Österreich seit Beginn der
Hepatitis-Impfaktionen in den Apotheken von 32 Prozent im Jahr 2001
auf 52 Prozent im Jahr 2008 erhöht hat. Vor allem die Plakate in
Arztordinationen und Apotheken sowie die Fernsehspot-Kampagne haben
ihre Wirkung nicht verfehlt. Dennoch ist die Durchimpfungsrate zu
gering, zumal Hepatitis sehr stark verbreitet ist: Jeder zwölfte
Mensch ist mit einem Hepatitis-Virus infiziert und Hepatitis B ist
weltweit sogar die häufigste Viruserkrankung.

Erkrankungsfälle nehmen zu

Leider hat sich die Zahl der Hepatitis-Fälle in Österreich trotz
der jährlichen Impfaktion erhöht. "Laut Statistik des
Bundesministeriums für Gesundheit wurden im Jahr 2008 in Österreich
138 Fälle von Hepatitis A und sogar 763 Fälle von Hepatitis B
gemeldet. Zum Vergleich: 2001 gab es 133 Fälle von Hepatitis A,
hingegen nur 210 Fälle von Hepatitis B. Wobei die Dunkelziffer
weitaus höher liegen dürfte", so Dr. Rudolf Schmitzberger,
Impfreferent der Wiener Ärztekammer.

Das renommierte deutsche Robert Koch Institut in Berlin schätzt,
dass in Deutschland jährlich 10.000 bis 20.000 Hepatitis A- und
50.000 Hepatitis B-Fälle unentdeckt bleiben. Würden diese Zahlen an
die Bevölkerung von Österreich angepasst, könnte man auch hierzulande
von etwa 1.000 bis 2.000 unentdeckten Hepatitis A- und zirka 5.000
unentdeckten Hepatitis B-Fällen ausgehen. Somit würden in Österreich
täglich 2,7 bis 5,5 Neuinfektionen von Hepatitis A und 13,7
Neuinfektionen von Hepatitis B auftreten. Schmitzberger: "Angesichts
der steigenden Fallzahlen in Österreich ist die Hepatitis-Impfaktion
daher sehr zu begrüßen. Denn eine Hepatitis-Impfung ist nach wie vor
die sicherste Möglichkeit, sich vor einer Hepatitis-Erkrankung zu
schützen."

Erste Bilanz der Rotavirus-Impfung

Sobald der Staat Impfungen unterstützt, gehen die Krankheitsfälle
zurück. Das zeigt sehr eindrucksvoll die Rotavirus-Impfung:
Rotavirus-Erkrankungen gehören zu den schwerwiegendsten
Durchfallserkrankungen bei Kleinkindern. Jedes Jahr werden rund 4.500
Kinder für vier bis fünf Tage infolge einer Rotavirus-Erkrankung
stationär im Spital aufgenommen. Seit Juli 2007 ist die
Rotavirus-Impfung Teil des staatlichen Impfkonzepts. "Eine erste
Bilanz zeigt, dass der Durchimpfungsgrad auf 85 Prozent gestiegen ist
und die Spitalsaufnahmen von Kindern unter 12 Monaten um zwei Drittel
und von Kindern bis 24 Monaten um ein Drittel zurückgegangen sind",
berichtet Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch von der Gruppenpraxis
für Reisemedizin in Wien.

Masern: Rückblick und Ausblick

Es kann aber auch ganz anders laufen: Masern, eine Viruserkrankung
bei Kindern, die im Jahr 2005 mit 10 Fällen in ganz Österreich nur
mehr sehr selten vorkam, ist im Jahr 2008 wieder voll ausgebrochen.
Ausgehend von einer Schule in Salzburg wurden im Jahr 2008
schlagartig 443 Masern-Fälle registriert. Und obwohl die kombinierte
Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) im österreichischen Impfplan für
alle Kinder ausdrücklich empfohlen wird, liegt die Durchimpfungsrate
nur bei 90 Prozent. Das ist zu wenig, um die hochinfektiösen
Masernviren in Österreich auszurotten. "Besonders bei Jugendlichen
und jungen Erwachsenen bestehen Impflücken beziehungsweise ein
unzureichender Immunschutz gegen Masern", betont Univ.-Prof. Dr.
Ingomar Mutz, Vorsitzender des Impfausschusses des Obersten
Sanitätsrates. Der Impfexperte tritt für eine
Masern-Abriegelungsimpfung in Schulen und Gemeinschaftseinrichtungen
bei Auftreten von Masern ein sowie für eine vorgezogene Masernimpfung
bei Säuglingen.

Neuerungen im Impfplan

Der neue Impfplan 2009 empfiehlt das frühe Impfen von Kindern:
Meningokokken C bereits ab dem 2. vollendeten Lebensmonat; Influenza
ab dem 6. vollendeten Lebensmonat; Varizellen (Windpocken) ab dem 9.
vollendeten Lebensmonat; FSME- und Hepatitis-A-Grundimmunisierung ab
dem 12. vollendeten Lebensmonat.

Am 28. März 2009 findet in Salzburg der 18. Österreichische
Impftag statt, an dem rund 500 Ärzte und Apotheker über neue
Impfstoffe, neue Impfempfehlungen und aktuelle Trends diskutieren
werden. Die Veranstalter - das Österreichische Grüne Kreuz für
Vorsorgemedizin, die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und
Jugendheilkunde, die Österreichische Ärztekammer und die
Österreichische Apothekerkammer - appellieren an die österreichischen
Gesundheitsbehörden, Schutzimpfungen großzügig und stärker als bisher
zu unterstützen.

Impfaktionen in der Apotheke

Apothekerinnen und Apotheker spielen bei der Information über die
Notwendigkeit von Impfungen eine zentrale Rolle. Neben der nun
anlaufenden Hepatitis-Impfaktion findet von 1. April bis 30.
September die alljährliche Meningokokken-C-Impfaktion für Säuglinge
und Jugendliche in den Apotheken statt. Meningokokken-C ist eine
heimtückische und lebensbedrohende Krankheit, die zu
Hirnhautentzündung, Blutvergiftung und im schlimmsten Fall auch zum
Tod führen kann. Bereits seit Jänner und noch bis 31. Juli läuft die
Zecken-Impfaktion mit preisgünstigem FSME-Impfstoff in der Apotheke.
Eine Pneumokokken-Schwerpunktaktion folgt dann im Herbst. Körner:
"Wir können es nicht oft genug betonen. Schutzimpfungen sind die
wirksamste und kostengünstigste Vorsorgemaßnahme."


Quelle:
OTS0077 2009-03-26/10:30

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