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Stellungnahme der Plattform Patientensicherheit zum Langbein-Buch
"Pauschale Beschuldigung der Ärzte ist kein Lösungsansatz"
(20.03.2009, Rheuma-Selbst-Hilfe.at.com)
Die österreichische Plattform Patientensicherheit
(ANetPAS) sieht in der pauschalen Beschuldigung der Ärzte, wie dies
der Autor Kurt Langbein in seinem neuen Buch "Verschlusssache
Medizin" macht, weder eine Lösungsperspektive, noch eine grundlegende
Vertrauensbasis. "Im Gegenteil: Die Fehler passieren auch im
interprofessionellen Team und in den Organisationsabläufen. Im Buch
wird jedoch nur auf die Ärzte fokussiert", so Dr. Brigittte Ettl,
ärztliche Direktorin am Krankenhaus Hietzing und Präsidentin der
Plattform. "Wir sind eine unabhängige Institution, die von allen
Playern im Gesundheitsbereich mitgetragen wird. In zahlreichen
österreichischen Krankenhäuser sind bereits wichtige Maßnahmen zur
Förderung von Patientensicherheit gesetzt worden" meint Maria
Kletecka-Pulker vom Institut für Ethik und Recht in der Medizin und
Geschäftsführerin der Plattform Patientensicherheit.
Nichtsdestotrotz kann die Plattform Patientensicherheit einige der
Themen, die Kurt Langbein aufgegriffen hat, gut nachvollziehen:
- Im Umgang mit Komplikationen und Behandlungsfehlern braucht es
. mehr Transparenz, schnelle Aufklärung und ein stärkeres Eingehen
. auf die Betroffenen.
- Es gibt Struktur- und Qualitätsmängel im Österreichischen
. Gesundheitssystem.
- Viele Krankenhauseinweisungen sind nicht sinnvoll und könnten im
. ambulanten Bereich besser und kostengünstiger behandelt werden.
. Allerdings gibt es hier leider zu wenig Ressourcen und zu wenig
. Flexibilität.
Kletecka-Pulker: "Zur Vermeidung von Fehlern braucht es eine
Vertrauensbasis im Gesundheitssystem. Diese kann nur entstehen, wenn
Fehler dokumentiert und in einem österreichweiten Meldesystem allen
betroffenen Einrichtungen zur Verfügung stehen. Eine
Berichterstattung in 'Aufdeckermanier' ist hier nicht hilfreich".
Angesichts der mangelnden Einsichtsfähigkeit von manchen Playern im
Gesundheitssystem verwundert es die Plattform Patientensicherheit
aber nicht, dass der medizinische Bereich besonders anfällig für eine
solche Sensationsberichterstattung ist. Fehler können passieren und
passieren auch, entscheidend ist jedoch, wie mit ihnen umgegangen
wird. Oft handelt es sich um strukturelle Problematiken, bei denen
auf Grund einer systematischen Analyse jene Schlüsse gezogen werden
können, die dazu beitragen, die Patientensicherheit zu steigern.
In Österreich gibt es keine Studie über die Zahl der vermeidbaren
Behandlungsfehler. Eine breit angelegte internationale Studie, die
2008 veröffentlicht wurde, geht von 2-4 Prozent vermeidbaren Schäden
aus. Dem Studienautor Mathias Schrappe, Professor an der Universität
Köln, zufolge gibt es keinen Grund, dass Österreich trotz seines sehr
guten Gesundheitssystem aus dem Rahmen fällt. "Die Plattform
Patientensicherheit nimmt an, dass diese Zahlen in etwa stimmen. Wir
möchten aber keine eigene Studie für Österreich durchführen, sondern
setzen unsere Gelder lieber gleich für die Förderung der
Patientensicherheit ein", so Kletecka-Pulker. Gedacht wird etwa an
den Aufbau eines österreichweiten Meldesystems, nach dem Vorbild des
Schweizer CIRRNET. Ein solches Meldesystem soll in Zusammenarbeit mit
dem europäischen Netzwerk für Patientensicherheit (EUNetPaS)
etabliert werden.
Empfehlungen seitens der Plattform Patientensicherheit
Klar ist: Jeder Tote aufgrund von Behandlungsfehlern ist ein Toter
zu viel. Viele erleiden Schäden, die zu vermeiden gewesen wären.
Entscheidend sind Bearbeitungs- und Lernprozesse, die einen anderen
Umgang mit Fehlern, Risiken und Sicherheit etablieren:
- schnelle Aufklärung und Entschuldigung bei den Betroffenen
- schnelle Konsequenzen in der Risikovermeidung
- bessere Kommunikation in der Arzt-Patienten-Beziehung
- statt Anschuldigungen Beteiligung aller Betroffenen
- eine bessere Datenbasis durch Berichte und Studien
- bundesweites Fehler-Meldesystem
- gezielte Fortbildung und Organisationsentwicklung in den
. Krankenhäusern, Ambulanzen und im
. niedergelassenen Bereich.
Die Plattform Patientensicherheit bietet hier seit dem letzten
Jahr eine kontinuierliche Zusammenarbeit und Weiterentwicklung; noch
in diesem Jahr folgen maßgeschneiderte Fortbildungsangebote auf
internationalem Standard.
Über die Plattform Patientensicherheit
Die Plattform Patientensicherheit (ANetPAS) ist ein unabhängiges
nationales Netzwerk, das sich aus hochkarätigen Einrichtungen und
Experten des österreichischen Gesundheitswesens zusammensetzt, die
sich mit Patientensicherheit und Qualitätssicherung beschäftigen. Die
Plattform wurde 2008 mit Unterstützung des Bundesministeriums für
Gesundheit, Frauen und Jugend am Institut für Ethik und Recht in der
Medizin, Universität Wien, errichtet und ist als Collaborating
Partner ins europäische Netzwerk EUNetPaS eingebunden.
Der Plattform Patientensicherheit unter der Leitung von Dr. Maria
Kletecka-Pulker vom Institut für Ethik und Recht in der Medizin und
Dr. Brigitte Ettl, ärztliche Direktorin am Krankenhaus Hietzing,
gehören Expertinnen und Experten an, die sich mit Patientensicherheit
und Qualitätssicherung beschäftigen. Im Mittelpunkt steht die
Förderung der Patientensicherheit in Österreich durch Forschung,
Information und Koordination von Projekten.
Weitere Informationen: http://www.plattformpatientensicherheit.at
Quelle:
Mag. Sylvia Goluch, MAS | Public Health PR GmbH |
OTS0279 2009-03-10/16:34
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