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Zuckerkrankheit (Diabetes Mellitus): Gut zu(m) Fuß
Ev
Viele Diabetiker wissen gar nicht, wie viele Komplikationen die Zuckerkrankheit mit sich bringen kann. Zum Beispiel offene Füße, die schwer verheilen. Das Programm „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ macht Schule, indem es Betroffene zu mehr Eigenverantwortung und einem guten Umgang mit ihrer Krankheit motiviert.
(09.03.2009, Rheuma-Selbst-Hilfe.at)
Diabetiker haben es schwer: Mit einer chronischen Stoffwechselkrankheit leben zu müssen, erfordert mentale Stärke. Folgeschäden, von Herz-Kreislauferkrankungen über Komplikationen bei Nieren und Augen bis hin zum Diabetischen Fuß, verunsichern Patienten zusätzlich. Nicht zuletzt deshalb, weil viele Betroffene wenig über diese Folgeerkrankungen Bescheid wissen.
Unterschätzte Gefahren
Häufig unterschätzt wird etwa der Diabetische Fuß oder „Diabetisches Fußsyndrom (DFS)“, wie Experten das verbreitete Problem nennen. Verursacht es durch die Schädigung von Nerven und Gefäßen. Bleibt der Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum konstant zu hoch, wird das Nervensystem beeinträchtigt, das kleine Blutgefäße versorgt. Die Nervenfasern an Füßen und Beinen sind besonders davon betroffen. „Durch die Nervenschädigungen bleiben viele Fußveränderungen wie Pilzinfektionen, Hühneraugen, Schwielen und offene Stellen über längere Zeit unbemerkt. Betroffene spüren weder Schmerzen noch Temperaturunterschiede“, erklärt Dr. Barbara Degn, Allgemeinmedizinerin in Wien, die im Rahmen des Therapie Aktiv-Programms viele Diabetes-Patienten betreut.
Durchblutungsstörungen wiederum betreffen die Gefäße und sind die Folge einer Verengung der Arterien. Hautveränderungen, Kältegefühl und schlechte Wundheilung sind die unangenehmen Konsequenzen. Es kann zur Schädigung von Gewebe, zu Entzündungen und Geschwüren kommen, im schlimmsten Fall stirbt Gewebe ab. Werden derartige Fußveränderungen nicht rechtzeitig bemerkt und behandelt, bleibt als letzte Konsequenz oft nur noch eine Amputation.
Auf die Füße achten
Eine Reihe von Maßnahmen, vor allem Information und aktives Einbeziehen der Patienten, kann verhindern, dass es zum Äußersten kommt. Anzeichen für diabetische Fußveränderungen lassen sich mit konsequenter Beobachtung frühzeitig erkennen und gut behandeln. „Rund drei Viertel aller Diabetiker, die in meine Praxis kommen, haben diabetische Veränderungen am Fuß, wie zum Beispiel Gefühllosigkeit“, sagt Dr. Degn.
„Sobald ein Diabetiker kleinste Veränderungen an seinen Füßen wahrnimmt, sollte er sofort seinen Arzt aufsuchen“, so Dr. Degn. Jede Wunde solle von einem Arzt behandelt werden. Ist das diabetische Fußsyndrom schon fortgeschritten, wird mit Antibiotika therapiert. „Bei tiefen, offenen Wunden macht der Arzt eine diabetische Wundversorgung. Soweit sollte es aber gar nicht erst kommen“, erklärt die Ärztin.
Sie betont deshalb die konsequente und genaue Kontrolle durch den Arzt. Vorsorge kann aber auch jeder Betroffene selbst treffen. Dr. Degn informiert Patienten über die notwendige tägliche Pflege zu Hause. „Auch kleinste Veränderungen sollten ernst genommen werden“, so Dr. Degn. Auf Schwellungen, Verfärbungen, Druckstellen, Blasen, Schwielen, Hühneraugen, Wunden, Risse, Kratzer und das Aussehen der Nägel solle besonders geachtet werden.
Einen besonderen Stellenwert haben Fußuntersuchungen im Programm „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“. Es soll Diabetiker in ihrer Eigenverantwortung und im Umgang mit ihrer Krankheit stärken. Das Kernstück des Konzeptes ist die enge und vor allem kontinuierliche Kooperation zwischen Arzt und Patient. Betroffene sollen nicht das ungute Gefühl haben, auf einer tickenden Zeitbombe zu sitzen und ihrer Krankheit samt Folgeerscheinungen ausgeliefert zu sein. Patienten werden Manager in eigener Sache, sie sind Akteure in einem so genannten Disease Management Programm (DMP), zu deutsch Krankheitsmanagement.
Konsequente Fußpflege zu Hause
• Tägliche kurze Fußbäder (fünf Minuten) in körperwarmem Wasser mit milder Seife sollten bei Diabetikern an der Tagesordnung stehen.
• Sorgfältiges Abtrocknen der Füße verhindert, dass die Zehenzwischenräume feucht bleiben.
• Bei Schwielen- und Hornhautbehandlung verwenden Diabetiker am besten ausschließlich Natur-Bimssteine.
• Die Fußnägel sollten immer gerade gefeilt werden. Auf Scheren sollte gänzlich verzichtet werden. Verletzungsgefahr!
• Die Pediküre nur von medizinischen Fußpflegern machen lassen. Sie können Hühneraugen, eingewachsene Nägel
und starke Schwielen behandeln.
• Die Füße sollten gut eingecremt werden, wobei die Zehenzwischenräume ausgenommen werden.
• Durch Barfußlaufen entsteht Verletzungsgefahr!
• Täglicher Strumpfwechsel sollte selbstverständlich sein.
• Schuhe müssen gut passen und dürfen nicht drücken.
• Tägliche Fußgymnastik fördert die Durchblutung.
I„Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“
Diabetiker (Typ 2) können in Wien seit knapp zwei Jahren kostenlos an einem Disease Management Programm (DMP) teilnehmen. Das Langzeitprogramm „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“, das von den Wiener Krankenversicherungsträgern in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien angeboten wird, verfolgt das Ziel, den gefährlichen Folgeerkrankungen bei Diabetes entgegenzuwirken und die Lebensqualität Betroffener zu verbessern. Diabetes mellitus, landläufig als Zuckerkrankheit bekannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch dauernde Erhöhung der Blutzuckerkonzentration gekennzeichnet ist. Unter anderem kommt es dadurch zu vermehrter Ausscheidung von zuckerhaltigem Urin.
Für Patienten, die an einer Teilnahme am Programm interessiert sind, gelten folgende Bedingungen:
- Patienten, bei denen Diabetes Typ 2 eindeutig diagnostiziert wurde, schreiben sich bei einem der rund 90 in Wien niedergelassenen „Therapie Aktiv“-Ärzte (Allgemeinmediziner, Internisten) ins Programm ein.
Der Patient wird dadurch Partner des Arztes und bekommt durch umfangreiche Aufklärung mehr Verständnis für seine
Erkrankung, weshalb er aktiv mit dem behandelnden Arzt zusammenzuarbeiten kann und soll.
Die am Programm beteiligten Ärzte sind im Rahmen des Programms speziell fortgebildet und nehmen an regelmäßigen
Qualitätszirkeln teil.
- Der Arzt führt eine Erstuntersuchung mithilfe eines standardisierten Fragebogens durch.
Gemeinsam mit dem Patienten werden individuelle Ziele formuliert.
- In Schulungen und Informationsveranstaltungen erfährt der Patient von Ärzten und Diabetesberatern, was er konkret
tun kann, um im Alltag mit seiner Erkrankung und ihren Folgeerscheinungen besser zurechtzukommen.
- Einmal pro Quartal unterzieht sich der Patient einer Untersuchung und Kontrolle durch den behandelnden Arzt.
- Der Arzt prüft das individuelle Risiko für mögliche Folgeerkrankungen, bei Bedarf überweist er den Patienten an
einen Facharzt oder eine Ambulanz.
Ziele des Programms:
- Die Erreichung einer optimalen Blutzuckereinstellung.
- Folgeschäden, wie etwa Nierenversagen, Erblindung, Nervenschädigungen oder Diabetisches Fußsyndrom, sollen
gänzlich vermieden oder zumindest verzögert werden.
- Nebenwirkungen der Therapie, wie zum Beispiel Unterzuckerung, sollen vermieden werden.
- Der Patient wird zu eigenverantwortlicher Mitarbeit motiviert.
Informationen:
Internet: http://www.therapie-aktiv.at
Hotline: +01-60122 3800
Quelle:
Bettschart & Kofler Medien – und Kommunikationsberatung GmbH
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