Immunzellen besitzen eine innere Uhr

03.12.2009 10:22 (zuletzt bearbeitet: 03.12.2009 10:27)
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Immunzellen besitzen eine innere Uhr


Einnahmezeitpunkt entscheidet über Wirkung von Medikamenten

Ein Forscherteam der Charité - Universitätsmedizin Berlin hat jetzt
herausgefunden, dass in den Fresszellen des Immunsystems, den so
genannten Makrophagen, eine innere Uhr tickt, die unter anderem für
die zeitliche Steuerung von Entzündungsreaktionen zuständig ist. Die
Arbeitsgruppe um Prof. Achim Kramer vom Institut für Medizinische
Immunologie am Campus Charité Mitte fand heraus, wie dieser
Mechanismus des Immunsystems viele tagesabhängige Beschwerden von
Entzündungskrankheiten wie Rheuma oder Asthma steuern kann. Erste
Ergebnisse der Grundlagenforschung veröffentlicht das Team jetzt in
der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Proceedings of the Academy
of Science (PNAS)*.

In die Zellen des Immunsystems können Zerfallsprodukte von Bakterien,
so genannte Endotoxine, gelangen. Sie rufen im Körper zahlreiche
physiologische Reaktionen wie Entzündungen oder Fieber hervor.
Makrophagen, die Fresszellen des Immunsystems, regulieren diese
Reaktionen. Sie erkennen die fremden Strukturen der Endotoxine,
umschließen sie und bauen sie ab. Wie die Aktivität der Abwehrzellen
von der Tageszeit abhängt, haben die Wissenschaftler in ihrer Studie
jetzt an Hand von Makrophagen aus Milz und Lymphknoten von Mäusen
untersucht. Dazu wurden die Fresszellen gentechnisch mit einer Art
Uhrzeiger, dem Leuchtkäferenzym Luciferase, ausgestattet. Dieses Enzym
übersetzt die Aktivität der Gene in Helligkeit. Es stellte sich
heraus, dass die Helligkeit der Makrophagen im Laufe des Tages
schwankt. Dieses war der Beweis dafür, dass die Zellen ein
funktionierendes Uhrwerk haben mussten.

Die Forscher fanden heraus, dass die Aktivität der Makrophagen-Gene
täglich einem Rhythmus folgt. Zudem zeigt sich, dass unterschiedliche
Gene zu unterschiedlichen Tageszeiten besonders aktiv sind. Durch
solche Rhythmen schwanken die Beschwerden, die Patienten mit Rheuma
und Asthma in ihrem Tagesablauf verspüren. "Unsere Studie hilft uns zu
verstehen, wie das Immunsystem zu den verschiedenen Tageszeiten
arbeitet, warum also zum Beispiel Rheumapatienten gerade morgens unter
ihren steifen Gelenken besonders leiden", sagt Prof. Kramer.

Sein Team hofft jetzt, diese neuen Erkenntnisse auch bei der
Behandlung von Entzündungskrankheiten einsetzen zu können. Prof.
Kramer blickt bereits in die Zukunft: "Unsere Studie könnte es
ermöglichen, Medikamente gezielt zu den Tageszeiten einzusetzen, an
denen sie am besten wirken und die wenigsten Nebenwirkungen haben."

*Maren Keller, Achim Kramer, Bert Maier et al.: A circadian clock in
macrophages controls inflammatory immune responses. In: Proceedings of
the Academy of Science (PNAS), Dezember 2009.
doi:10.1073/pnas.0909471106


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Charité-Universitätsmedizin Berlin, Kerstin Endele, 03.12.2009 10:33
Rheuma-Selbst-Hilfe.at.com


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