Neue Therapieansätze gegen Rheuma: DRFZ verleiht Avrion-Mitchison-Preis

30.11.2009 05:21 (zuletzt bearbeitet: 04.12.2009 03:39)
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Neue Therapieansätze gegen Rheuma: DRFZ verleiht Avrion-Mitchison-Preis


Der Avrion-Mitchison-Preis des Deutschen Rheumaforschungszentrums
Berlin (DRFZ) geht in diesem Jahr an Dr. rer. nat. Kai Kessenbrock,
San Francisco, und Diplom-Biologin Inka Albrecht, Berlin. In ihren
Studien belegen die beiden Nachwuchswissenschaftler neue Erkenntnisse
über entzündlich-rheumatische Vorgänge. Ihre Ergebnisse zeigen
zukunftsweisende Ansätze für die Behandlung von Rheuma auf. Das DRFZ
verleiht den mit 2 500 Euro dotierten Preis am 1. Dezember 2009 in
Berlin im Rahmen der Albrecht-Hasinger-Lecture. Darin referiert die
Rheumatologin Professor Cornelia M. Weyand, M.D., von der Stanford
University zum Thema "The Immune System in Rheumatoid Arthritis - In
Need for Rejuvenation".


Beide Forscher experimentieren an Zellen der körpereigenen Abwehr.
Denn bei Rheuma ist das Immunsystem fehlgeleitet: Anstatt den Körper
zu schützen, greifen die Immunzellen Knorpel, Knochen und Gefäße an.
Sie rufen damit entzündliche Prozesse hervor, die zu schmerzhaftesten
Beschwerden führen. Die neutrophilen Granulozyten etwa - sie machen
den größten Teil der weißen Blutkörperchen aus - erzeugen Substanzen,
die diese Entzündung bei Rheuma fördern. Wie sogenannte
'Serinproteasen' wirken, zeigte Kessenbrock, Jahrgang 1978, in Studien
an Mäusen: Serinproteasen schalten eine Mittlersubstanz aus, die eine
Entzündung verhindern könnte. In einer zweiten Studie untersuchte der
aus Bad Neuenahr stammende Biowissenschaftler die sogenannten
Neutrophil Extracellular Traps (NETs). Sie sind mit antimikrobiellen
Wirkstoffen bestückt, um Bakterien abzutöten. NETs scheinen mit
verantwortlich für rheumatische Entzündungen in den kleinen
Blutgefäßen, Vaskulitis genannt. Ließen sich Serinproteasen und NETs
zukünftig medikamentös hemmen, könnte dies Rheuma lindern.

Die Krankheit beruft sich auf ein 'immunologisches Gedächtnis' - sie
kehrt in Schüben wieder. Teil der Erinnerung sind die T-Helfer-Zellen
(Th-Zellen). Einige von ihnen greifen immer wieder das gesunde Gewebe
an. " Entscheidend ist es, diese Zellen ausfindig zu machen", sagt
Professor Dr. rer. nat. Andreas Radbruch, Direktor des DRFZ. Wie sich
'böse' Th-Zellen von gesunden unterscheiden, fand Preisträgerin Inka
Albrecht mithilfe einer Analyse der Erbsubstanz heraus. "Twist1" ist
eines der Gene, das ausschließlich in den entzündungsfördernden Zellen
aktiv ist. Die 1978 in Vacha geborene Biologin entdeckte damit den
ersten Biomarker in Th-Zellen im Gewebe von Menschen mit entzündlichen
rheumatischen Erkrankungen. "Wenn es uns gelingt, die schädlichen
Zellen gezielt auszuschalten, kommen wir im Kampf gegen Rheuma einen
großen Schritt voran", betont Radbruch.

Das DRFZ vergibt den Avrion-Mitchison-Preis für Rheumaforschung seit
dem Jahr 2000 zu Ehren seines Gründungsdirektors. Der Preis zeichnet
jährlich die beste experimentelle, klinische oder epidemiologische
Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Rheumatologie aus. Die Jury
benennt den Preisträger aufgrund mindestens zweier unabhängiger
Gutachten international anerkannter Wissenschaftler. Die Albrecht-
Hasinger-Lecture lesen herausragende Rheumaforscher seit 1994 zum
Gedenken an Albrecht Hasinger, einer der Gründungsväter des DRFZ.
Sowohl das Preisgeld als auch die Veranstaltung der Lesung ermöglicht
die Schering Stiftung.


Quellen:
Journal of Clinical Investigation 2008; 118: 2438-47
Nature Medicine 2009; 15: 623-5
Journal of Experimental Medicine 2008; 205: 1889-1901

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Jacqueline Hirscher,
30.11.2009 15:53
http://rheuma-selbst-hilfe.at/rsh_forum/...tID=663#post663


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