Neuer Typ von Immunzellen zur Entzündungsregulierung bei chronischen Krankheitsbildern entdeckt

19.11.2009 00:06
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Neuer Typ von Immunzellen zur Entzündungsregulierung bei chronischen
Krankheitsbildern entdeckt



Th22-Zellen als Meilenstein immunologischer Forschung

Neuherberg, 18.11.2009. Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München
und des Zentrums für Allergie und Umwelt der Technischen Universität
München haben eine neue Art von Immunzellen entdeckt. Die Th22-Zellen
können den Körper vor Entzündungen schützen und die Wundheilung
unterstützen.

In der gestern erschienenen online-Ausgabe des Fachmagazins Journal of
Clinical Investigation stellen Dr. Stefanie Eyerich und Dr. Kilian
Eyerich zusammen mit ihren Kollegen vom Imperial College London und
dem Istituto Dermopatico dell'Immacolata in Rom ihre Entdeckung vor.
Sie ist ein Meilenstein auf dem Weg zu neuen Behandlungsmethoden für
entzündliche Hautkrankheiten wie Schuppenflechte (Psoriasis) und
allergische Reaktionen sowie möglicherweise allergische
Atemswegserkrankungen wie Asthma.

Die neu entdeckten Th22-Zellen sind eine bisher unbekannte Untergruppe
von T-Helferzellen. T-Helferzellen sind weiße Blutkörperchen, die dazu
beitragen, andere Immunzellen zu aktivieren, wenn der Körper von Viren
oder Bakterien befallen wird. Gleichzeitig helfen sie, eigenes Gewebe
zu tolerieren, Entzündungen zu verhindern oder diese einzudämmen.

Die Forscher vom Helmholtz Zentrum München und dem ZAUM - Zentrum für
Allergie und Umwelt der Technischen Universität München entdeckten
zusammen mit ihren Kollegen aus London und Rom die Th22-Zellen bei der
Analyse von Hautproben von Patienten mit Psoriasis, atopischem Ekzem
und allergischer Kontakt-Dermatitis. "Bei der Gewebeuntersuchung
fielen uns T-Zellen auf, die primär durch das Signalmolekül
Interleukin-22 (IL-22) charakterisiert sind", erklärt die Erstautorin
der Studie Dr. Stefanie Eyerich. Th22-Zellen können zur Wundheilung
beitragen. Gleichzeitig warnen sie unsere Hautzellen vor
Umweltgefahren und regen diese dazu an, sich selbst zu schützen. Sie
können zudem helfen, die Barriere der Haut und möglicherweise auch der
Lunge zu stärken, indem sie Zellen anregen, mehr Kollagen zu
produzieren.

Dr. Carsten Schmidt-Weber vom Imperial College London und Koordinator
der Studie sagt: "Chronische Krankheitsbilder wie Haut- und
Atemwegserkrankungen nehmen stetig zu. Ursachen dafür sind neben
genetischer Veranlagung höhere Hygienestandards und moderne
Ernährungsgewohnheiten. Erkrankungen wie Psoriasis können einen
starken Einfluss auf den Alltag der Patienten haben, da sie oft
langwierige Hautpflegemaßnahmen befolgen müssen.

"Wir halten die Entdeckung der Th22-Zellen für einen Meilenstein in
der Immunologie, der einen neuen Ausgangspunkt für die künftige
Behandlung von chronischen Entzündungserkrankungen wie Ekzeme,
Sklerodermie, Asthma oder COPD bietet", erklärt Prof. Heidrun
Behrendt, Leiterin des ZAUM und der gemeinsamen Klinischen
Kooperationsgruppe von Helmholtz Zentrum München und TU München.

Die Münchener Forscher und ihre Kollegen untersuchen die Entstehung
der Th22-Zellen und erforschen Th22-spezifische Gene, die zur
Entwicklung, selektiver und effektiver Therapien für Patienten mit
chronischen Haut- und Atemwegserkrankungen beitragen sollen. Wie
andere T-Helferzellen gehören Th22- Zellen zu einem Teil des
Immunsystems, das schädliche Pathogene auch nach langer Zeit wieder
erkennen kann. Dies bedeutet, dass jegliche Behandlung, die auf diese
Zellen abzielt, einen potentiellen Langzeitwirkungseffekt hat.

Weitere Informationen

Originalliteratur: Eyerich S, Eyerich, K, Pennino, D, Carbone, T,
Nasorri, F, Pallotta, S, Cianfarani, F Odorisio T Traidl-Hoffmann, C,
Behrendt, H, 5 Durham, SR, Schmidt-Weber, C.B, Cavani A: Th22 cells
represent a distinct human T cell subset involved in epidermal
immunity and remodeling. J. Clin. Invest. (doi:10.1172/JCI40202.
online Publikation 17.11.2009 <http://www.jci.org/articles/view/40202>)

Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für
Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf
Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten,
die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller
genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München
beschäftigt rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz
des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50
Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört
der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-
Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und
medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26500
Beschäftigten zusammengeschlossen haben.


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit
und Umwelt, Michael van den Heuvel, 18.11.2009 10:59


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