"Allianz" gegen Rheuma: Mediziner und Therapeuten kooperieren noch stärker
Eine erfolgreiche Therapie muss interdisziplinär angelegt sein, betonen Experten an den "Kongresstagen der Vinzenz Gruppe".
"Bei der Behandlung von Rheuma stoßen sowohl die Rheumatologen als auch die Orthopäden schnell an Grenzen, wenn es um eine fachspezifische Therapie geht. Da braucht es eine Kooperation beider Fachrichtungen", stellt Universitätsdozent Dr. Wolfgang Schneider fest. Der leitende Orthopäde aus dem Herz-Jesu Krankenhaus in Wien ist diesjähriger Präsident der Kongresstage Orthopädie der Vinzenz Gruppe. Heuer dreht sich dieser jährlich stattfindende Kongress, zu dem rund 300 Gäste aus dem In- und Ausland erwartet werden, unter anderem um die Frage der interdisziplinären Zusammenarbeit zur Behandlung von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.
Die Notwendigkeit einer fachübergreifenden Kooperation betont auch Rheumatologe Dozent Dr. Edmund Cauza, stellvertretender Ärztlicher Direktor und Primarius der Inneren Medizin im Herz-Jesu Krankenhaus: "Wir Rheumatologen haben naturgemäß andere Ansätze in der Therapie von Rheuma als die Orthopäden. Heute wissen wir, dass wir eine individuell angepasste, 'funktionierende' Rheuma-Therapie nur in fachlicher Zusammenarbeit mit den Orthopäden durchführen können". Cauza nennt Beispiele: "Modernes rheumatologisches Management umfasst orthopädische Eingriffe wie Synovektomie, Arthrodese, Gelenksersatz und Korrektur von Deformitäten. Diese sollen optimalerweise durch die vom Rheumatologen veordneten Basistherapeutika und/oder Biologicals begleitet werden." Für die Kooperation müsse man einen "idealen Zeitpunkt" finden, so Cauza weiter.
Aber auch die Allianz mit anderen Berufsgruppen ist wichtig: In der Regel sollten Ergo- und Physiotherapeuten in die Betreuung bzw. in die Nachbetreuung mit einbezogen werden. Einen solchen multiprofessionellen Weg geht bereits heute die Vinzenz Gruppe: So wird etwa in der neuen Rheuma-Ambulanz des zur Vinzenz Gruppe gehörenden Herz-Jesu-Krankenhauses in Wien-Landstraße mit dem Patienten gemeinsam ein vielschichtiges Rheuma-Therapie-Konzept erarbeitet, an dem Orthopäden, Rheumatologen, Physio- und Ergotherapeuten gleichermaßen mitwirken.
Rheuma - eine Volkskrankheit
In Österreich leiden ca. 80.000 Patienten, 20.000 allein im Wiener Raum, an Rheuma-bedingten Schmerzen und Schwellungen in den Gelenken und der Wirbelsäule. Die Zahl der Neuerkrankungen beträgt zwischen 0,6 und 1,0 % der Bevölkerung. Die Krankheitshäufigkeit nimmt mit dem Alter zu und gipfelt in einer Altersspanne von 40 und 60 Jahren, wobei Frauen 3-mal häufiger betroffen sind als Männer.
Dabei ist "Rheuma" gar keine einheitliche Erkrankung, sondern umfasst im weiteren Sinne eine Vielzahl an Erkrankungen und Symptome, die man zum so genannten "rheumatoiden Formenkreis" zählt: Unter den Begriff Rheuma werden mehr als 450 Krankheitsbilder subsumiert, von denen auch junge Menschen und Kinder betroffen sein können.
Es handelt sich meist um Entzündungserkrankungen, die bevorzugt die Innenhaut der Gelenke, manchmal aber auch die Blutgefäße und die inneren Organe betreffen. Die genaue Ursache der verschiedenen entzündlichen Rheuma-Erkrankungen ist noch weitgehend unbekannt. Gemeinsam ist diesen seltenen Krankheiten aber, dass sich das Immunsystem gegen Strukturen des eigenen Körpers richtet.
Woran erkennt der Patient "Rheuma" ?
Schmerzen in den Gelenken und Weichteilen sowie Müdigkeit und Leistungseinbrüche können Anzeichen für eine chronisch-entzündliche Polyarthritis, der häufigsten rheumatischen Erkrankung, sein. Das Krankheitsbild eines Rheumatikers kann vielschichtig und von anderen Erkrankungen degenerativer Natur begleitet sein.
An den Kongresstagen Orthopädie der Vinzenz Gruppe geht es weniger um die Präsentation neuer Erkenntnisse, als um einen Austausch unter den Medizinern mit dem Ziel, die fachübergreifende Kooperation, eine "Allianz gegen Rheuma" zu stärken - wie es die Vinzenz Gruppe bereits vorzeigt.
Kongresstage Orthopädie
Fußchirurgie - Handchirurgie. Schnittstellen zur Rheumatologie 6. und 7. November 2009 Orthopädisches Spital Speising, Festsaal, 1130 Wien.