Gefährliche Spirale Depression und Schmerz

14.10.2009 17:22 (zuletzt bearbeitet: 14.10.2009 17:44)
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Ev
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Gesundheitspolitik bei flächendeckender Versorgung von Schmerzpatienten gefordert


Schmerzen des Bewegungsapparates und die Zusammenhänge zwischen Depression und Schmerzen: Das sind zwei der Themen, zu denen die Österreichische Schmerzgesellschaft im Rahmen ihrer Schmerzwochen in den kommenden zwei Wochen informiert. Die Gesundheitspolitik sei bei ausreichenden Versorgungsstrukturen für chronische Schmerzpatient/-innen gefordert, betonen ÖSG-Expert/-innen aus Anlass der Schmerzwochen.

Bereits zum neunten Mal organisiert die Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG) die Schmerzwochen - und wieder ist diese breit angelegte Aufklärungsoffensive zu den Möglichkeiten der modernen Schmerzmedizin eingebettet in europa- und weltweite Aktivitäten mit den gleichen Ziel.

"Aus gutem Grund ist das heute beginnende Global Year Against Pain den Schmerzen des Bewegungsapparates gewidmet", sagt Prim. Dr. Berthold Kepplinger, Ärztlicher Direktor des Landesklinikums Mostviertel Amstetten-Mauer und Sekretär der ÖSG. Das Global Year Against Pain ist eine Initiative der IASP (International Association for the Study of Pain) , die auch von der ÖSG mitgetragen wird. Prim. Kepplinger: "Das Risiko, irgendwann im Laufe des Lebens Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparates zu bekommen, liegt bei 70 bis 80 Prozent."

Gesundheitspolitik bei der Versorgung gefordert

Die moderne Schmerzmedizin sei durchaus in der Lage, diesem Problem mit einer Vielfalt an Behandlungsmethoden zu begegnen. "Chronische Schmerzsyndrome wie die sehr unterschiedlichen, weit verbreiteten Schmerzen des Bewegungsapparates brauchen eine spezialisierte, interdisziplinäre Betreuung. Die Überlegenheit einer solchen multimodalen Schmerztherapie gegenüber eindimensionalen Behandlungsansätzen ist vielfach empirisch nachgewiesen", betont Prim. Kepplinger.

Um ein breites Angebot an solchen multidisziplinären Einrichtungen sicher zu stellen, hat die ÖSG im Rahmen einer Arbeitsgruppe des Österreichischen Bundesinstituts für Gesundheit ein Papier erarbeitet, das nicht nur eine abgestufte Versorgung von chronischen Schmerzpatient/-innen in interdisziplinären Schmerzpraxen, Schmerzambulanzen, Schmerztageskliniken und Schmerzzentren vorsieht, sondern auch konkrete Qualitätskriterien für solche Einrichtungen definiert. Die Umsetzung liegt jetzt bei der Gesundheitspolitik. "Wir hoffen, dass es uns auch künftig gelingen wird, die gesundheitspolitischen Entscheidungsträger/-innen von einer qualitätsgesicherten Versorgung chronisch schmerzkranker Patient/-innen zu überzeugen", so der ÖSG-Sekretär.

Teufelskreis Schmerzen und Depression

Profitieren könnte davon auch jene große Gruppe von Patient/-innen, die unter chronischen Schmerzen und Depressionen leiden. Ihnen ist die herbstliche Informationsoffensive auf europäischer Ebene - im Rahmen des Europäischen Dachverbandes von Schmerzgesellschaften EFIC - gewidmet.

"Gerade erst wurde der Welttag der seelischen Gesundheit begangen. Aus diesem Anlass sollten wir auch daran erinnern, dass psychische Faktoren entscheidenden Einfluss auf Schmerzerkrankungen haben können. Besonders eng ist die Wechselwirkung zwischen Depression und Schmerz. Depression ist zugleich Auslöser und Verstärker von Schmerzen, und Schmerzen sind umgekehrt eine Ursache von Depression. Chronische Schmerzpatienten haben ein drei Mal höheres Risiko als der Bevölkerungsdurchschnitt, eine psychiatrische Erkrankung zu entwickeln, und Depressionspatienten haben ein drei Mal höheres Risiko für eine chronische Schmerzerkrankung", erklärt Prim. Kepplinger.

Der Experte plädiert angesichts dieser Zusammenhänge dafür, Schmerzpatienten systematisch auch auf Symptome einer Depression zu untersuchen: "Diese Aufklärungsinitiative ist auch besonders wichtig, damit die vielen unerkannten Depressionen bei Schmerzpatienten demaskiert und adäquat behandelt werden können."

Warum diese Wechselwirkung zwischen Depression und Schmerz zu beobachten ist, das entschlüsseln die Expert/-innen zunehmend: Sehr ähnliche Mechanismen im Gehirn und sehr ähnliche Botenstoffe sind für beide Leiden verantwortlich.

"Für die Zusammenhänge zwischen Schmerz und Psyche spricht auch die Wirksamkeit von Antidepressiva und psychotherapeutischen Verfahren in der Schmerz-Behandlung", so Prim. Kepplinger. "Aus diesen Gründen gilt heute als unumstritten, dass Schmerzen nicht nur frühzeitig und ausreichend mit Medikamenten, sondern auch mit psychologischen und verhaltensmedizinischen Strategien behandelt werden müssen."

EFIC - Pain in Europe

Chronische Schmerzen haben dramatische Auswirkungen auf die Lebensqualität, zeigt die aktuelle EFIC-Untersuchung "Pain in Europe":

- 27 Prozent der Betroffenen haben ein eingeschränktes Sozialleben

- 30 Prozent büßen an Unabhängigkeit ein

- 19 Prozent habe kein Sexualleben mehr

- 50 Prozent klagen über Müdigkeit und Erschöpfung

- 43 Prozent leiden unter ihrer Hilflosigkeit

- 44 Prozent haben Konzentrationsstörungen


Quelle:
B&K - Bettschart&Kofler Medien- und Kommunikationsberatung
http://www.bkkommunikation.com


Keywords:
Schmerzen, Depressionen, chronische Schmerzen, Psyche, Schmerzerkrankungen, Schmerzpatienten, Schmerz-Behandlung


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