Entzündliches Rheuma ist keine Alterskrankheit und betrifft auch junge Menschen

14.10.2009 17:13 (zuletzt bearbeitet: 14.10.2009 17:46)
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"Gib Rheuma keine Chance!"


Rheuma zerstört nicht nur Gelenke, sondern auch Lebensqualität, Lebens- und Berufsplanung. Eine Informationskampagne der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie in Zusammenarbeit mit der Johannes Kepler Universität Linz und der Österreichischen Hochschülerschaft klärt auf. Am Montag, 12. Oktober, 11 bis 15 Uhr, Halle C im Keplergebäude: Gratis-Info und Beratung durch Rheumatolog/-innen, Checklisten und Selbsttest (zum Ausfüllen), Powerpoint-Präsentationen, Breakdance-Tänzer, etc.

"Entzündliche rheumatische Krankheiten können auch junge Menschen treffen. Bei Rheumatoider Arthritis ist jeder 20. Patient jünger als 16 Jahre, Frauen erkranken 3mal so häufig wie Männer. Morbus Bechterew beginnt meist zwischen dem 16. und 40. Lebensjahr, Männer sind 3mal so häufig betroffen wie Frauen", korrigiert OÄ Dr. Ulrike Stuby, Fachärztin für Rheumatologie am AKH Linz, das verbreitete, falsche Vorurteil von der "Alterskrankheit Rheuma". Darüber Bescheid zu wissen ist also für Studierende sehr wichtig."

Deshalb setzt die Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie (ÖGR) nach den Österreich-weiten Aktionen "Rheuma-Bus", "Rheuma-Zelt" und "Rheuma-Tour" 2009 ihre Aufklärungsaktion an Universitäten fort. Den Anfang macht die ÖGR, in Kooperation mit der Johannes Kepler Universität und der ÖH, am "Welt-Rheuma-Tag" (12. Oktober 2009) in Linz.

Universitätsdirektor HR Schmied: Jeder Studierende, der nicht durch Rheuma arbeitslos oder invalid wird, ist ein schöner Erfolg. Informiertheit ist wichtige Voraussetzung dafür.

Dass etwa 2 Prozent der an einer Universität Studierenden eine entzündliche rheumatische Erkrankung bekommen werden, so Universitätsdirektor HR Dr. Josef Schmied, sei in mehrfacher Hinsicht tragisch: "Solche Krankheiten bedeuten, wenn sie unbehandelt bleiben oder mit der Behandlung zu spät begonnen wird, Schmerz, eingeschränkte Beweglichkeit und eine Verschlechterung der Lebensqualität. Sie bedeuten aber auch Beeinträchtigung bis hin zur Individualität, und häufig frühzeitige Arbeitslosigkeit. Sie stellen einen bedeutenden gesundheitsökonomischen Faktor dar." Laut EU-Kommission führt Rheuma zu 0,5 bis 2 Prozent Verlust im BIP.

"Ein Studium an einer Universität ist ein Angebot an junge Menschen, das für die Gesellschaft mit hohen Kosten verbunden ist. Eine Universität ist gefordert, mit Ressourcen verantwortungsbewusst umzugehen", ist HR Schmied überzeugt. "Die Johannes Kepler Universität Linz hat deshalb beschlossen, auch die Ressource "Gesundheit der Studierenden" in ihre Überlegungen einzubeziehen, und die Aktion "Gib Rheuma keine Chance" zu unterstützen. Jeder Studierende, der nicht infolge von entzündlichen rheumatischen Erkrankungen arbeitslos und/oder invalid wird, sondern das an unserer Universität Erlernte zu seinem beruflichen und persönlichen Gewinn nützt, ist ein schöner Erfolg."

ÖH-Vorsitzende Schmiedseder: Studierende als Informations- Multiplikator/-innen

"Rheuma zerstört Gelenke: Dafür sind die Ärztinnen und Ärzte zuständig. Rheuma zerstört aber auch die Lebens- und Berufsplanung von Studierenden und bedeutet häufig das Platzen von Lebensträumen", sagt Carina Schmiedseder, Vorsitzende der Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Johannes Kepler Universität Linz. " Deshalb engagiert sich die ÖH sehr gerne auf diesem Gebiet und unterstützt die Informationskampagne der ÖGR."
Die ÖH will aber Studierende nicht nur über entzündliche rheumatische Krankheiten aufklären, weil sie selbst erkranken können, sondern "weil sie als "Wissens-Expert/-innen" auch in ihrem persönlichen Umfeld als Informations-Träger/-innen und -Multiplikator/-innen fungieren könnten."

Die Situation in Oberösterreich:

· Bis zu 12.000 Menschen haben Rheumatoide Arthritis. Nach 2 Jahren können im
. Durchschnitt 20%, nach 5 Jahren 50% der Betroffenen ihrer Erwerbstätigkeit
. nicht mehr nachgehen.
· Etwa 8.000 Personen haben Morbus Bechterew, eine entzündliche Erkrankung
. der Wirbelsäule. Sie führt zur massiven Bewegungseinschränkung bis hin zur Versteifung
. der Wirbelsäule.
· Rund 8.000 Personen haben Psoriasis Arthritis, bei der in Zusammenhang mit der
. Hautkrankheit Psoriasis ("Schuppenflechte") Gelenke und Wirbelsäule betroffen sind.

Entzündliche rheumatische Erkrankungen bedeuten auch eine geringere Lebenserwartung von bis zu zehn Jahren, die sich unter angemessener Therapie normalisiert. "Bei entzündlich rheumatischen Erkrankungen ist die rasche Diagnose und frühzeitige Behandlung beziehungsweise Rehabilitation besonders wichtig", so Dr. Stuby. "Umso mehr, als Medikamente entwickelt wurden, die in das Krankheitsgeschehen eingreifen. Solche Biologika können zielgerichtet in Entzündungen eingreifen und die damit verbundene Gelenkszerstörung verhindern. Voraussetzung dafür ist natürlich eine rechtzeitige Diagnose und der kompetente Einsatz solcher Medikamente durch Rheumatolog/-innen."

Eine Patientin berichtet.

"An meinem Beispiel kann man sehr gut sehen, dass Rheuma keineswegs eine Erkrankung alter Menschen ist", berichtet Mag. Brigitte Burgholzer. "Hätte ich rechtzeitig die geeignete Behandlung bekommen, hätte meine Krankheit nie so schwerwiegende Folgen gehabt."
"Zunächst sind bei mir plötzlich diverse Symptome aufgetreten, die ich nicht zuordnen konnte und anfangs gar nicht beachtet habe. Immer wieder hatte ich schon während meines Studiums Schüttelfrost und wiederkehrende Fieberschübe. Oft war ich erschöpft und hatte keine Ausdauer. All diese Erscheinungen habe ich als schlechten Allgemeinzustand abgetan, bis meine Krankheit schließlich ausgebrochen ist und ich starke Schmerzen in den Vorfüßen, Rötungen und heiße Stellen hatte. Innerhalb kurzer Zeit wurde das Gehen beschwerlich und die Beschwerden haben sich über den ganzen Körper bis in meine Handgelenke ausgebreitet.

Zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Krankheit hatte ich mein Jus-Studium in Linz gerade abgeschlossen und in der Arbeitswelt Fuß gefasst. Mein Lebenstraum war es, zu arbeiten und mit 30 eine Familie zu gründen. Bald konnte ich jedoch nicht mehr alleine gehen, war bettlägerig und musste meine Arbeit aufgeben. Das Leben, so wie ich es mir vorgestellt hatte war vorbei, meine Lebensplanung zerstört. Eineinhalb Jahre konnte die Ursachen für meine Beschwerden nicht festgestellt werden und mir ging es psychisch sehr schlecht. Zufällig lernte ich dann Frau OÄ Dr. Stuby vom AKH Linz kennen, die bei mir Rheumatoide Arthritis diagnostizierte. Schon nach zwei Wochen Behandlung konnte ich wieder eigenständig gehen und meine Lebensqualität hat sich enorm verbessert."

Typisch für Rheumatoide Arthritis sind folgende Symptome:

· "Anlaufschwierigkeiten" (Steifigkeit) von Gelenken nach einer Ruhephase,
. besonders am Morgen
· Schwellungen an mehr als zwei Gelenksregionen
· Schwellungen der Handgelenke, der Fingermittel- oder Fingergrundgelenke
· Symmetrische Schwellungen der gleichen Gelenke auf beiden Körperseiten
· Rheumaknoten unter der Haut, über Knochenvorsprüngen oder in Gelenknähe
· Typische Veränderungen im Röntgenbild wie Knochendefekte oder Entkalkungen
· Nachweis des so genannten "Rheumafaktors" im Blut

Wenn mindestens vier dieser sieben Anzeichen gegeben sind, ist die Wahrscheinlichkeit, an RA erkrankt zu sein, besonders hoch. Bitte suchen Sie eine/n Facharzt/-in für Rheumatologie auf.

Typisch für Morbus Bechterew sind folgende Symptome:

· Beginn der Beschwerden vor dem 40. Lebensjahr
· Tiefsitzende Rückenschmerzen, die ins Gesäß und in die Oberschenkel ausstrahlen
. können
· Steifigkeit in der Wirbelsäule, vor allem in den Morgenstunden, die mehr als
. 30 Minuten andauert
· Rückenschmerzen in der Nacht, die den Schlaf beeinträchtigen
· Besserung der Beschwerden bei Bewegung, Verschlechterung bei Ruhe
· Bewegungseinschränkung in Lendenwirbelsäule, z.B. auch in Hüfte, Knie,
. Schulter, Ellenbogen
· Besserung der Beschwerden bei Einnahme von Nicht-Steroidalen Antirheumatika (NSAR)
· Auftreten von Augenentzündungen ("Uveitis", Iritis")
· Nachweis des Faktors HLA-B27 im Blut
· Veränderungen im Röntgenbild


Quelle:
Kontakt:
B&K, Mag. Agnes Grill; 01-3194378-18; 069917077795; grill@bkkommunikation.com

Keywords:
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