Der Partner als Komplize des Arztes ...

08.10.2009 21:05 (zuletzt bearbeitet: 08.10.2009 21:06)
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Ev
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...Angehörige können chronische
Schmerzen lindern - oder verschlimmern



Das Verhalten des Partners kann über Wohl und Wehe von
Schmerzpatienten mit entscheiden: Soziale Unterstützung hilft im Kampf
gegen den Schmerz, übermäßige Besorgnis oder auch Bestrafung
verschlimmern aber die Situation. Das haben Studien ergeben, die
Spezialisten beim Deutschen Schmerzkongress in Berlin vorstellten.


Sie diskutierten auch, wie man das Verhalten des Partners in der Praxis
ermitteln kann und wie man ihn am besten in die Therapie einbindet.
"Die Rolle des Partners ist lange vernachlässigt worden", sagte PD Dr.
Rainer Sabatowski vom UniversitätsSchmerzCentrum Dresden. "Dabei gibt
es ganz einfache Methoden, sie zu untersuchen und zu nutzen."

Familie hat mehr Einfluss als Therapeuten

Der Einfluss von Angehörigen auf das Schmerzverhalten ist erwiesen:
Familiäre Normen prägen den Umgang mit einer Krankheit. In der Familie
entstehen Gewohnheiten, die Gesundheit fördern oder aber behindern
können. "Angehörige haben mit dem Patienten deutlich mehr zu tun als
Ärzte und Therapeuten, weshalb ihr Einfluss auf das Bestehen des
Schmerzes in der Regel stärker ist und oft trotz kurzfristiger Erfolge
einer stationären oder teilstationären Therapie zur Rückkehr zum
Ausgangszustand beiträgt", sagte Dr. Sabatowski. In den letzten Jahren
hat sich gezeigt, dass die Behandlung von Patienten in
interdisziplinären Zentren erfolgreicher ist, je mehr sie von ihren
Familien unterstützt wurden. Im Beisein besonders fürsorglicher
Angehöriger zeigten sich die Schmerzpatienten jedoch häufig klagsamer
und hatten stärkere funktionale Einschränkungen als ohne ihre Partner.
"Besorgte, stark fürsorglich und ausschließlich physisch
unterstützende Partner verstärken Schmerzverhaltensweisen in
ungünstiger Weise und können Patienten vom Aufbau günstiger
Verhaltensweisen abhalten.", so das Fazit von Dr. Kati Thieme,
Referentin auf dem Schmerzkongress.

Einfache Instrumente zur Analyse des Partnerverhaltens

In der Therapie chronischer Schmerzen wird diesem Sachverhalt bisher
wenig Beachtung geschenkt. Im deutschen Sprachraum existieren nur drei
Fragebögen zur Erhebung dieses Aspektes sowie eine Übersetzung mit
einer Skala zu Reaktionen des Partners auf Schmerzverhalten. Alle
Fragebögen sind nur wenig untersucht bzw. werden im Alltag nur selten
eingesetzt. Ziel des Symposiums beim Deutschen Schmerzkongress war es
daher, das Bewusstsein für diese Aspekte in der Chronifizierung und
Aufrechterhaltung bei chronischen Schmerzen zu fördern. Es wurden
Studien vorgestellt, die zeigen, dass die Einbindung des Partners in
den Behandlungsprozess durch den Abbau von übermäßig zuwendendem bzw.
bestrafendem Partnerverhalten in Kombination mit dem Aufbau von
gesundem Verhalten und aktiv verarbeitenden Gedanken zur Reduktion von
Schmerzwahrnehmung führt. Außerdem stellen die Forscher Instrumente
vor, mit denen in der Praxis schnell und unkompliziert Daten zum
Partnerverhalten gesammelt werden könnten. Der sogenannte "Spouse
Response Inventory" wurde von einer Arbeitsgruppe des
UniversitätsSchmerzCentrums Dresden aus dem amerikanischen übersetzt
und an verschiedenen Gruppen von Schmerzpatienten validiert.


Quelle:

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS), Meike
Drießen, 09.10.2009 09:51


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