Neuartiger Stent hilft bei Schaufensterkrankheit

08.10.2009 18:47
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Ev
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Es war nur eine kleine Wunde am Knie. Doch sie heilte über viele
Monate nicht. Maria K. [Name geändert] konnte mitunter nur mit
Beschwerden gehen. Hilfe fand sie im Gefäßzentrum des
Universitätsklinikums Bonn - eine fächerübergreifende Kooperation von
Angiologen, Gefäßchirurgen und Radiologen. Die Diagnose
"Schaufensterkrankheit mit starken Durchblutungsstörungen" traf die
87-Jährige unerwartet. Erstmals in Europa konnte dieser Patientin
durch Bonner Radiologen die neuartige, Arzneimittel abgebende
Gefäßstütze, ein so genannter Stent, implantiert werden. Nach einer
abschließenden Operation ist Maria K. jetzt wieder zu Hause und
wohlauf.


Die Verengung der Beinarterien ist ein schleichender Prozess und
verläuft anfangs meist schmerzfrei. Diese so genannte periphere
arterielle Verschlusskrankheit ist im Volksmund auch unter dem Namen
"Schaufensterkrankheit" bekannt. Unbehandelt geht die Durchblutung so
weit zurück, dass schließlich sogar Gewebeteile absterben. Häufig sind
dann Amputationen nicht mehr zu vermeiden. "Doch wer ahnt schon, dass
er Durchblutungsstörungen in den Beinen hat", sagt Maria K.. Nach
monatelangen vergeblichen Arztbesuchen wegen ihrer offenen Wunde am
Schienenbein ging plötzlich alles Hals über Kopf. Die Neu-Bonnerin
wurde zunächst in die Hautklinik des Universitätsklinikums Bonn
eingewiesen. Mittels Ultraschall konnte jedoch eine starke Blockade in
der Beinarterie als Ursache der Durchblutungsstörung diagnostiziert
werden.

Neue Arzneimittel freisetzende Gefäßstütze reduziert Rückfälle
deutlich


Die Bonner Radiologen entschlossen sich, einen neuartigen
Arzneimittel-freisetzenden Stent zu implantieren. Dieser ist speziell
zur Behandlung starker Blockaden in der Oberschenkelarterie entwickelt
worden. Der Stent gibt ein Medikament ab, das einer erneuten Verengung
von Arterien vorbeugt. Die Erteilung des CE-Prüfzeichens für den
neuartigen Stent folgte auf die umfangreichste, jemals weltweit
durchgeführte klinische Studie eines peripheren Stents. Da kein
Polymer nötig ist, um den Wirkstoff an den Stentkörper zu binden, muss
der Patient keine Risiken wie Abstoßungsreaktionen durch einen
dauerhaften Verbleib einer Fremdsubstanz befürchten. Laut einer
amerikanischen Studie bewirkt der neue Stent einen Rückgang der
Zweiteingriffe um 50 bis 75 Prozent.

Nachdem das CE-Prüfzeichen für den Stent erteilt wurde, konnte dieser
Patientin erstmals in Europa durch den Bonner Radiologen Dr. Kai
Wilhelm der neuartige, Arzneimittel abgebende Stent implantiert
werden, der langfristig für eine bessere Durchblutung im Bein von
Maria K. sorgen soll. "Der Eingriff war bei unserer Patientin
kompliziert, da der Kalk hart und in großen Mengen vorhanden war",
sagt Privatdozent Dr. Kai Wilhelm, Leitender Oberarzt an der Bonner
Universitäts-Radiologie. Daher war auch eine zusätzliche Operation
notwendig, die Professor Dr. Jörg C. Kalff von der Bonner
Universitätschirurgie durchführte.

Jetzt sitzt Maria K. endlich wieder in ihrem Wohnzimmer und ist
zufrieden: "Ich kann wieder ohne größere Beschwerden gehen und auch
das Treppensteigen geht wieder ganz gut." Für Privatdozent Wilhelm
zeigen sich gerade hier auch die Vorteile eines Gefäßzentrums. Denn
dort ist die Kompetenz innerhalb der Gefäßmedizin räumlich und
fachlich gebündelt sowie die enge Zusammenarbeit mit anderen
Fachbereichen gewährleistet. Das garantiert Patienten wie Maria K.
eine speziell auf sie abgestimmte Diagnostik und Therapie.


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Dr. Andreas Archut,
07.10.2009 16:22


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