Krebszellen unterdrücken körpereigene Abwehr

08.10.2009 07:51
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Ev
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Krebszellen benutzen Tricks, um das Immunsystem zu überlisten. So
locken sie zum Beispiel bestimmte Blutzellen an, die dämpfend auf die
körpereigene Abwehr wirken. Wissenschaftler im Deutschen
Krebsforschungszentrum untersuchten gemeinsam mit Kollegen aus der
Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg und einem internationalen
Forscherteam diese Vorgänge bei Darmkrebs. Ihre Ergebnisse wurden
jetzt online im "Journal of Clinical Investigation" veröffentlicht.


Ein intaktes Immunsystem ist von größter Bedeutung für unsere
Gesundheit. Rund um die Uhr ist es im Einsatz, um krankmachende
Einflüsse zu bekämpfen. Doch obwohl unser Abwehrsystem auch
Krebszellen als fremd erkennen kann, stößt der Körper Tumoren nur
selten ab. Möglicherweise sind dafür so genannte regulatorische
T-Zellen (Tregs) verantwortlich. Diese besonderen Abwehrzellen sind
normalerweise dafür zuständig, unseren Körper vor einer
Selbstzerstörung zu schützen, indem sie andere, zerstörerische
Abwehrzellen dämpfen. Auch bei Krebs spielen solche Tregs eine Rolle.
Sie könnten der Grund dafür sein, warum sich unser Abwehrsystem gegen
Tumorzellen erstaunlich ruhig verhält.

Dr. Philipp Beckhove und sein Team im Deutschen Krebsforschungszentrum
untersuchten in Kooperation mit der Arbeitsgruppe um Prof. Jürgen
Weitz aus der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg, welche
Tumorantigene die regulatorischen T-Zellen aktivieren. "Bisher war es
weitgehend unbekannt, welche Strukturen auf Tumorzellen von den Tregs
erkannt werden", sagt Beckhove, "das ist eine zentrale Frage der
Tumorimmunologie." Dazu isolierten die Wissenschaftler T-Zellen aus
dem Blut von Darmkrebspatienten sowie aus gesunden Kontrollpersonen.
Die T-Zellen sortierten die Forscher in Killerzellen und regulierende
Zellen und testeten deren Reaktion auf künstlich hergestellte
Tumorantigene. Dabei entdeckten sie, dass die regulierenden T-Zellen
nur einige der Tumorantigene erkannten, die T-Killerzellen dagegen von
allen getesteten Tumorantigenen aktiviert wurden. Darüber hinaus
fanden sie heraus, dass nur im Blut von Krebspatienten T-Killerzellen
vorhanden waren, die sich gegen Tumorzellen richteten.

"Diese Erkenntnisse wollen wir nun nutzen, um eine bessere
Immuntherapie gegen Krebs zu entwickeln", erklärt Philipp Beckhove.
Bei einer so genannten Krebsimpfung werden Eiweiße verabreicht, die
auf der Oberfläche von Tumorzellen vorkommen. Diese soll das
Abwehrsystem als fremd erkennen und damit alle Tumorzellen zerstören,
die diese Antigene tragen. Doch bisher zeigte sich, dass die
verabreichten Antigene sowohl die aggressiven T-Killerzellen als auch
die regulierenden Tregs auf den Plan riefen, wodurch die Abstoßung des
Tumors meist nicht richtig in Gang kam. In zukünftigen Studien wollen
die Forscher nun insbesondere solche Impfantigene verwenden, die zwar
die T-Killerzellen aktivieren, nicht aber die Tregs. "Wir versprechen
uns davon eine erfolgreichere Therapie für die Krebspatienten", sagt
Beckhove.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist die größte
biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland und Mitglied in
der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren. Über 2.000
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon 850 Wissenschaftler,
erforschen die Mechanismen der Krebsentstehung und arbeiten an der
Erfassung von Krebsrisikofaktoren. Sie liefern die Grundlagen für die
Entwicklung neuer Ansätze in der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von
Krebserkrankungen. Daneben klären die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
des Krebsinformationsdienstes (KID) Betroffene, Angehörige und
interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Das Zentrum
wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und
zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert.


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsches Krebsforschungszentrum, Dr. Stefanie Seltmann, 08.10.2009
16:44


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