Wenn das Leben irgendwie wegbröckelt...

06.10.2009 10:40 (zuletzt bearbeitet: 06.10.2009 10:41)
avatar  juguja
#1
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Profi

Bis jetzt habe ich mir immer noch irgendwie gesagt: "Mit etwas Geduld wird wieder alles wie vorher, du kannst wieder Musik machen, malen und nähen, im Garten arbeiten....." Aber ich lerne so nach und nach, dass das nicht so ist. Der Garten ist verwildert, weil ich nichts machen konnte, die Flöten verstauben, weil ich sie nicht einmal mehr richtig halten kann, mit einer Schere schneiden ist Quälerei, etc...... Ich versuche, nach vorne zu schauen, zu sehen, was ich alles kann, und das ist ja immer noch sehr viel, aber im Moment fällt es mir ziemlich schwer, positiv zu sein. Zwischendurch bin ich so down, dass ich losheule, dann würde ich mich am liebsten nur verkriechen. Ich weiß, dass es wichtig ist, in solch einer depressiven Phase aktiv zu sein, sich eben nicht zu verkriechen, aber es fällt mir schwer. Der schmerzbedingte Schlafmangel tut zu der Stimmung noch das Seine dazu.

Aber das schlimmste ist für mich, zu akzeptieren, dass sich mein Leben verändert, dass ich nicht mehr so funktioniere, wie ich gerne möchte, dass von dem, was mir wichtig ist und mir auch in schlechten, depressiven Zeiten durchgeholfen hat, immer mehr wegbröckelt. Ich möchte es festhalten, aber es geht nicht.

Ich habe jetzt für mich beschlossen, das alles loszulassen. Habe meinen Nähtisch und die Malsachen weggeräumt, meine Gitarre meinem Sohn vermacht.... Und ich merke, dass es mir damit besser geht. Ich werde versuchen, wieder mehr zu singen, will mit meiner Tochter, die nächstes Frühjahr zu einem Missionseinsatz nach Mexico fährt, Spanisch lernen.

Ich habe Angst, wie alles weitergeht, aber ich will lernen, besser damit umzugehen.


Viele Grüße aus Canada,

Jutta



Meine Krankengeschichte


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06.10.2009 10:46
avatar  ( gelöscht )
#2
Gast
( gelöscht )

moin Jutta,

es ist ncht leicht veränderungen im leben zu akzeptieren, besonders wenn man selbst darauf wenig einfluß hat.

dein weg , sich von altem zu trennen und neue wege zu betreten scheint mir in deinem fall der richtige ansatz zu sein.

vergiß nicht .. du hast deine familie hinter dir , was sehr sehr wichtig ist, und na ja ..... uns hast du auch noch ... wir hören dir gerne zu ....bei den negativen geshichten , aber auch bei den positiven .

LG
Uwe


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06.10.2009 11:57
avatar  juguja
#3
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Profi

Hallo Uwe,

ja, das tut wirklich gut zu wissen, dass man liebe Menschen hinter sich hat. Vor allem natürlich meine Family, aber auch ihr alle seid mir so nach und nach sehr wichtig geworden. Es ist gut, diesen Ort zum Austausch zu haben, für negative und für positive Berichte, für alles ist Platz. Danke an alle, die hier verantwortlich mitarbeiten, und danke an alle Mitglieder, die dieses Forum erst zu dem machen, was es ist.


Viele Grüße aus Canada,

Jutta



Meine Krankengeschichte


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06.10.2009 18:18 (zuletzt bearbeitet: 06.10.2009 18:27)
avatar  Conny
#4
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Profi

Hallo Jutta,
ich plag mich jetzt 4 Jahre mit der RA und habe mich immer noch nicht dran gewöhnt, dass ich an manchen Tagen manches nicht kann. Manchmal denke ich "Himmel, Arsch und Zwirn, dass muss doch gehen, ging doch früher auch". Ich weiß nicht, vielleicht gewöhnt man (bzw. ich) sich nie dran. Wenn dann plötzlich noch was neues dazu kommt, was letzte Woche noch ging, dann könnte ich aus der Haut fahren und den nächsten Baum anschreien. Hab aber Schiss, dass der dann vor Schreck die Wurzeln Richtung Himmel streckt, also lass ich das lieber *grins*.
Diese kleine Übel *zwinker* was da noch dazu kam, hat es auch nicht viel einfacher gemacht. Aber wenigstens habe ich es mittlerweile gelernt es zuzulassen, ins Bett zu gehen, wenn ich müde und kaputt bin, egal welche Tageszeit nun grad ist.

und liebe Grüße Conny --------- -> mein Paket <-

Lebe jeden Tag als wäre es dein letzter, irgendwann trifft das auch zu.

Dr. Eckard von Hirschhausen


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07.10.2009 01:42
avatar  Locin32
#5
Lo
Stammgast

Hallo Ihr lieben,

ja das kennen wir alle, leider!

Ich habe bis heute noch keinen Verschlimmerungsantrag gestellt, aus Angst das man feststellt
ich bin schlimm dran. ;)
Blöd ich weiß...
Meine große Hoffnung war immer nochmal wieder Arbeiten zu können, mal wieder los zu legen...und dabei hilft einem eine
Schwerbehinderung nicht wirklich.

Ich sehe im Moment meine vielen, vielen Arztbesuche mit immer neuen bescheuerten Diagnosen die mich zu Anfang ja noch
hoffen ließen das es wieder möglich wird, mit der richtigen Diagnose, den richtigen Medis,
der richtigen Lebenseinstellung und merke immer mehr das mir die Zeit davon rennt.

Wenn ich überlege das ich schon Schwierigkeiten habe an manchen Tagen meine Wohnung bewohnbar zu halten und dann einen 8 Stunden Tag Durchhalten...

Ich habe Angst vor der Zukunft!
Habe kaum Rente erarbeitet, weil ich ja zu Hause geblieben bin wegen der Kinder, kann ich ja später noch alles machen...

Wie geht es mit mir weiter, ich bin doch noch keine 37?
Mag man mich auch noch wenn ich mich vielleicht gar nicht mehr viel bewegen kann?
Was mache ich wenn mich mein Mann wegen der Erkrankung verläßt?
Wovon lebe ich wenn ich alt bin oder anders gefragt werde ich überhaupt so alt?

Das sind Fragen die sich bestimmt jeder mal irgendwann stellt/stellen muss aber warum müssen wir so früh damit anfangen?

Ich merke das mir das gemeinsame Hobby von mir und meinem Mann, Motorrad fahren immer schwerer fällt.
Wahrscheinlich ist das auch nächstes Jahr nicht mehr drin aber so lange es irgend geht fahre ich mit.
Ich mache Sport so gut und viel ich kann, knüpfe dabei Kontakte und halte auch dadurch besser durch.

Ich habe mir im Haushalt Hilfsmittel besorgt damit ich auch weiter Backen und Koch kann.
Und ganz wichtig, ich versuche vor die Tür zu gehen wann immer ich es irgendwie ermöglichen kann.
Und wenn ich irgendwo nur rumsitze aber ich bin doch dabei.

Mein Mann kapiert erst jetzt wirklich was diese Krankheit mit uns macht.
Was ich heute Morgen noch konnte kann heute Abend schon Geschichte sein, damit auf Dauer klar zu kommen kostet mich
eigentlich noch am meisten Kraft.
Die körperlichen Veränderungen die mich immer wieder dazu zwingen mich mit mir und meinem Körper auseinander zu setzen,
kostet mich Kraft.
Diese immer wieder bestehende Hoffnung und das dann immer wieder entäuscht zu werden, das warten immer wieder auf Diagnosen, Medis, weitere Behandlung, Gespräche ect. kosten mich Kraft.

Das alles + die Erkrankung dürfen einen schon mal depressiv machen, sie dürfen einen aber nicht unterkriegen.
Ich versuche Trauer zuzulassen über alles was nicht mehr geht und ko..ze mich hier darüber aus, fluche zu Hause rum, beschimpfe mich auch mal selber und weine mit meinen Freunden und danach versuche ich wieder positiv zu denken.


Ich Dich mal feste!
Wir können Dich denke ich alle soooooo gut verstehen.( hätte ich sonst so einen langen Roman geschrieben? )

und liebe Grüße
Nicol


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