Fisch statt Fleisch: Rheuma durch gezielte Ernährung lindern

01.09.2009 04:23
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Ev
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Rheumakranke können durch die Ernährung
die Aktivität der Krankheit beeinflussen und Schmerzen mildern. Eine
die medikamentöse Behandlung begleitende Ernährungstherapie ist jedoch
aufwendig. Patienten sollten sich deshalb dabei fachlich beraten
lassen. Die Rolle der Ernährung bei Rheuma diskutieren Experten auch
im Rahmen des 37. Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für
Rheumatologie (DGRh) vom 23. bis 26. September 2009 in Köln.




Eskimos, Bewohner der Meeresküsten, aber auch Vegetarier leiden
seltener als andere Menschen an Gelenkrheuma oder verwandten
Erkrankungen. Die Gründe vermuten Fachleute seit langem in der
Ernährung. Doch Zusammenhänge ließen sich erst in den letzten Jahren
herstellen: Einige Nahrungsfette fördern im Körper die Bildung
bestimmter hormonähnlicher Stoffe, so genannter Eikosanoide. Diese
sind an der rheumatischen Entzündungsreaktion beteiligt, erläutert
Professor Dr. med. Olaf Adam von der Ludwig Maximilian Universität
München in der Fachzeitschrift DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift
(Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2009).

Entzündungsfördernde Eikosanoide entstehen aus Arachidonsäure. Diese
Fettsäure kommt ausschließlich in tierischer Nahrung vor. Insbesondere
in fettem Fleisch, Eigelb, Schmalz und Leber. Fetter Meeresfisch
dagegen ist reich an Fettsäuren, die einer Entzündung entgegenwirken.
Rheumapatienten sollten deshalb nicht mehr als zwei Fleischmahlzeiten
und zwei Eigelb pro Woche verzehren, so der Leiter der
Ernährungsmedizinischen Abteilung an der LMU. Stattdessen gehöre zwei
Mal pro Woche Fisch auf den Tisch - möglichst Meeresfisch wie Hering
oder Makrele. "Wem das auf Dauer nicht schmeckt, der hat die
Möglichkeit auf Fischölkapseln auszuweichen", sagt Adam, der auch dem
Arbeitskreis Ernährungsmedizin der DGRh angehört. Diese enthielten
unterschiedliche Mengen an Fischölfettsäuren und müssten deshalb genau
dosiert werden. Grundsätzlich sollten Patienten sich ausgewogen und
vitaminreich ernähren. Da Menschen mit Rheuma von Knochenschwund
bedroht sind und auf ihre Knochengesundheit achten sollten, rät Adam
auch zu täglich einem halben Liter fettreduzierter Milch oder
Milchprodukten, um die Zufuhr von Kalzium zu sichern. Auch Vitamin D -
im Körper gebildet durch Sonnenlicht - beeinflusst den
Kalziumstoffwechsel positiv.

Einige Patienten berichten zudem, dass bestimmte Nahrungsmittel einen
Krankheitsschub auslösen - ähnlich wie bei einer Allergie. Professor
Adam schätzt den Anteil auf ein bis zehn Prozent der Betroffenen. Ohne
eine ernährungstherapeutische Beratung kann es jedoch schwierig sein,
die Auslöser zu ermitteln. Um Mangelerkrankungen zu vermeiden, rät der
Experte Rheumapatienten davon ab, die Ernährung auf eigene Faust
komplett umzustellen. Ein dauerhafter Erfolg sei nur zu erwarten, wenn
Ärzte, Ernährungsberater und Ergotherapeuten zusammenarbeiten. Die
DGRh bietet deshalb in Zusammenarbeit mit der Deutschen Akademie für
Ernährungsmedizin e. V. (DAEM) Fortbildungsseminare für Ärzte an.
Mediziner lernen dort, wie sie ihre Patienten bei einer gesunden
Ernährung unterstützen können. Die Ernährungstherapie ist stets eine
begleitende Maßnahme zur medikamentösen Therapie.

Den Patienten nützt eine umgestellte Ernährung auch an anderer Stelle:
Entzündungsreaktionen in den Gefäßwänden gelten heute als Auslöser der
Arteriosklerose, erläutert Professor Adam. Und tatsächlich erkranken
Menschen mit Rheuma häufiger an Herzkreislauferkrankungen als andere.
Ihre Lebenserwartung ist um zehn Jahre vermindert, sagt Adam. Auch
wegen der möglichen günstigen Einflüsse auf Herz und
Kreislauferkrankungen dürfe Rheumapatienten eine Ernährungstherapie
nicht vorenthalten werden. Über den Langzeiteffekt
entzündungshemmender Kost spricht Professor Adam im Rahmen des 37.
Kongresses der DGRh in Köln.

Über Rheuma

Unter dem Begriff Rheuma fassen Experten mehr als 100 verschiedene
entzündliche Erkrankungen des Bewegungsapparates zusammen. Auch die
verschleißbedingten Krankheiten wie Arthrose zählen zum sog.
"rheumatischen Formenkreis". Menschen jeden Alters sind von diesem oft
schweren, schmerzhaften und vielgestaltigen Leiden betroffen: Etwa 1,5
Millionen Deutsche leiden allein an einer entzündlich-rheumatischen
Erkrankung. Durchschnittlich dauert es 13 Monate bis Betroffene mit
einer rheumatoiden Arthritis zu einem Rheumatologen gelangen und dort
Hilfe finden.


Quelle:
Dtsch Med Wochenschr 2009; 134: 1759-1763 O. Adam,
Ernährungstherapie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V., Dr. Cornelia Rufenach,
01.09.2009 14:55


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