Phase-III-Studie mit Belimumab bei systemischem Lupus erythematodes

18.08.2009 21:07 (zuletzt bearbeitet: 18.08.2009 21:18)
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Der monoklonale Antikörper Belimumab kann bei Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) signifikante Verbesserungen in der Kontrolle der Krankheitsaktivität erzielen. Dies ergibt sich aus der aktuell vorgestellten Analyse der unveröffentlichten Daten der Studie BLISS-52 (Belimumab in Subjects With Systemic Lupus Erythematosus), nach denen Belimumab im Vergleich zu Placebo eine statistisch signifikant höhere Ansprechrate erreicht hat. Somit ist Belimumab die erste spezifisch für SLE entwickelte Substanz, die auch in der späten Entwicklung mit positiven Ergebnissen aufwarten kann.


„Der systemische Lupus erythematodes ist eine schwere chronische Erkrankung, für die es seit Jahrzehnten keine neue Behandlungsoption gibt“, sagt Professor Torsten Strohmeyer, Leiter Forschung und Medizin bei GlaxoSmithKline Deutschland. „Wir untersuchen Belimumab derzeit in klinischen Studien speziell für fortgeschrittene Stadien des SLE. Belimumab könnte für betroffene Patienten einen entscheidenden Fortschritt bedeuten.”


BLISS-52 zeigt Überlegenheit von Belimumab

Die Studie BLISS-52 untersucht bei insgesamt 865 Patienten mit serologisch aktivem SLE (d.h. Nachweis von Autoantikörpern) die Wirksamkeit und Sicherheit von Belimumab plus Standardtherapie versus Placebo plus Standardtherapie. Die Patienten erhielten nach Randomisierung entweder 10 mg/kg Belimumab (n = 290), 1 mg/kg Belimumab (n = 288) oder Placebo (n = 287) intravenös an den Tagen 0, 14 und 28, danach alle 28 Tage über insgesamt 52 Wochen. Zusätzlich wurde allen Patienten die derzeitige Standardtherapie für SLE verabreicht. Primärer Endpunkt der Studie war eine Überlegenheit gegenüber Placebo in Woche 52 (gemäß Intention-to-treat-[ITT-]Analyse).

Die Ergebnisse zeigten eine Ansprechrate für Belimumab plus Standardtherapie von 57,6 % für 10 mg/kg Belimumab, von 51,7 % für 1 mg/kg Belimumab, und von 43,6 % für Placebo (p = 0,0006 bzw. p = 0,011 für 10 mg/kg bzw. 1 mg/kg Belimumab vs. Placebo). Ansprechen war dabei definiert als Verbesserung im SELENA-SLEDAI-Score um mindestens 4 Punkte, keine klinisch bedeutsame Verschlechterung im BILAG-Score und keine klinisch bedeutsame Verschlechterung gemäß dem PGA. Sowohl BILAG als auch SELENA-SLEDAI sind Skalen, mit denen die Aktivität eines Lupus erythematodes beschrieben wird, während mit dem erkrankungsunabhängigen PGA (Physician’s Global Assessment) sämtliche Erscheinungen eines Krankheitsbildes vom Arzt beurteilt werden.


Die Ergebnisse für vorab festgelegte sekundäre Endpunkte umfassen:

Signifikant mehr Patienten erreichten unter Belimumab eine Verminderung im SELENA-SLEDAI-Score von mindestens 4 Punkten in Woche 52: 58,3 % für 10 mg/kg Belimumab, 53,1 % für 1 mg/kg Belimumab, und 46,0 % für Placebo (p = 0,0024 bzw. p = 0.019 für 10 mg/kg bzw. 1 mg/kg Belimumab vs. Placebo).

Die Verbesserung im PGA in Woche 24 war in der Gruppe mit Belimumab 10 mg/kg am stärksten (p = 0,0003 für 10 mg/kg bzw. p = 0,27 für 1 mg/kg Belimumab vs. Placebo). Die ersten Verbesserungen wurden dabei bereits nach 4 bis 8 Wochen beobachtet.
Während der letzten 12 Wochen der Studie konnte bei einem größeren Anteil der Patienten unter Belimumab die durchschnittliche Dosis um mindestens 25 % auf 7,5 mg pro Tag oder weniger vermindert werden (p = 0,053 für 10 mg/kg bzw. p = 0,025 für 1 mg/kg Belimumab vs. Placebo).

Die Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität am Ende der Studie in Woche 52 war signifikant stärker in den Belimumab-Gruppen, obwohl sich nach 24 Wochen noch keine Signifikanz in SF-36 Physical Component Summary (PCS) gezeigt hatte (p = 0,025 für 10 mg/kg bzw. p = 0,027 für 1 mg/kg Belimumab vs. Placebo).

Belimumab erwies sich als gut verträglich, und die Häufigkeit von unerwünschten Ereignissen insgesamt, schweren unerwünschten Ereignissen, Infektionen und Todesfällen war in allen Gruppen ähnlich. Schwere Infektionen traten bei 5,9 % der Patienten unter Placebo und bei 6,1 % der Patienten unter Belimumab auf. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Infektionen der oberen Atemwege, Harnwegsinfektionen und grippeähnliche Symptome. Bösartige Erkrankungen traten nicht auf.

Der systemische Lupus erythematodes ist eine chronische, teilweise lebensbedrohliche Autoimmunerkrankung. Etwa 5 Millionen Menschen sind weltweit an verschiedenen Formen von Lupus erkrankt, davon 1,5 Millionen in den USA1 und schätzungsweise 16.000 bis 40.000 in Deutschland. (2) Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, wird aber vor allem bei jüngeren Menschen im Alter von 15 bis 45 Jahren diagnostiziert. Etwa 90% der Erkrankten sind Frauen.

Die Symptome umfassen starke Erschöpfung, schmerzhafte Gelenkschwellungen, unklares Fieber, Hautausschläge und Nierenfunktionsstörungen. Im Krankheitsverlauf kann es zu Arthritis, Nierenversagen, entzündlichen Veränderungen von Herz und Lunge sowie Blutgefäßen, Störungen des zentralen Nervensystems und Bluterkrankungen kommen. Die derzeitigen Standardtherapien beinhalten entzündungshemmende Substanzen, Antimalariamedikamente, Corticosteroide und Immunsuppressiva.


Über Belimumab

Belimumab ist ein vollständig humaner monoklonaler Antikörper und gehört zur neuen Klasse der BLyS-spezifische Inhibitoren, die sich gegen den B-Lymphozyten-Stimulator (BLyS) richten. BLyS ist ein natürlicherweise vorkommender Eiweißstoff, der für die Ausreifung von B-Lymphozyten zu reifen Plasmazellen erforderlich ist. Plasmazellen sind für die Bildung von Antikörpern als erste Abwehrmaßnahme des Körpers gegen Infektionen zuständig. Bei Lupus erythematodes und anderen Autoimmunerkrankungen vermutet man, dass erhöhte Konzentrationen von BLyS zu der Bildung von Autoantikörpern beitragen, also Antikörpern, die gesunde körpereigene Gewebe und Organe angreifen und zerstören. Präklinische und klinische Studien legen nahe, dass Belimumab die Autoantikörper-Konzentration bei SLE vermindern könnte. Wenn die zweite der Phase-III-Studien, deren Ergebnisse Ende des Jahres erwartet werden, diese Daten bestätigen, wird mit einer Einreichung zur Zulassung in Europa in der ersten Hälfte 2010 gerechnet.

Referenzen:

1 http://www.lupusresearchinstitute.org/lupus (letzter Zugriff 20.07.09)
2 http://www.rheuma-liga.de/uploads/cattel...rkblatt_3.1.pdf


Quelle:
GSK


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