Forscherteam identifiziert Auslöser der Arthrose

16.08.2009 23:16
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Ev
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Arthrose, auch bekannt als Gelenkverschleiß, ist die häufigste
Gelenkerkrankung überhaupt: Sie betrifft mehr als die Hälfte aller
Menschen über 65 Jahre.



Bei der Erforschung dieser Volkskrankheit ist
die Medizin jetzt einen wichtigen Schritt weitergekommen: Ein
Wissenschaftlerteam aus Münster und Hannover hat die Mechanismen
entschlüsselt, die im Knorpel von Arthrose-Patienten zum Abbau der
Knorpelsubstanz und damit zur Entstehung der Erkrankung führen. Über
ihre Erkenntnisse berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe von
"Nature Medicine".

Bei Arthrose kommt es zum fortschreitenden Verlust des Gelenkknorpels
sowie zur Bildung überschüssigen Knochens am Rand der betroffenen
Gelenke und dadurch zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Am Ende eines mehrjährigen Leidens steht dann vielfach der künstliche
Ersatz befallener Gelenke durch eine Prothese. Da die Ursachen für
Arthrose weitgehend im Dunkeln lagen, war eine an den Wurzeln der
Erkrankung ansetzende medikamentöse Therapie bislang nicht möglich.
Schlimmer noch: Anders als bei vielen anderen Volkskrankheiten hat es
in den letzten Jahrzehnten keine wirklichen Fortschritte in der
Entwicklung von Medikamenten gegen Arthose gegeben. Mit den jetzt
veröffentlichten Forschungsergebnissen könnte sich das ändern.

Wie die Arbeitsgruppe um Prof. Thomas Pap vom Institut für
Experimentelle Muskuloskelletale Medizin der Universität Münster
gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Hannover, Hamburg und Seoul
herausfand, ist für die Entstehung von Arthrose ein spezielles
Oberflächenmolekül auf den Knorpelzellen, ein so genanntes Syndecan,
verantwortlich. Dr. Frank Echtermeyer, in der Experimentellen
Anästhesiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover tätiger
Erstautor der Studie, erläutert den zentralen Befund: "Unsere
Untersuchungen zeigen, dass dieses Oberflächenmolekül entscheidend an
der Bildung eines zerstörerischen Eiweißes durch Knorpelzellen
beteiligt ist und es auf der Zelloberfläche verankert. Das gezielte
Ausschalten dieses Syndecan-Moleküls mittels gentechnischer Verfahren
führt dazu, dass der Knorpel unempfindlich wird gegen schädigende
Einflüsse und zumindest in Tests mit Mäusen keine Arthrose mehr
entsteht."

Die insgesamt dreieinhalb Jahre dauernde Studie des internationalen
Forscherteams zeigt nicht nur einen bisher unbekannten, jedoch
entscheidenden Weg, über den Arthrose entsteht: Sie entwickelt
zugleich auch eine Strategie für deren medikamentöse Behandlung. Dazu
haben die Forscher einen Hemmstoff auf Eiweißbasis, einen so genannten
Antikörper, gegen das Syndecan-Molekül entwickelt. Sie konnten
belegen, dass die regelmäßige Injektion dieses Antikörpers die
Entstehung einer Arthose bei Mäusen zuverlässig verhindert. "Der
Nachweis, dass sich unsere Ergebnisse in einen therapeutischen Ansatz
übertragen lassen, war ein ganz wesentlicher Aspekt der Arbeit und
lässt uns hoffen, dass der gegenwärtige Stillstand bei der
medikamentösen Arthrose-Therapie bald überwunden werden kann", betont
Prof. Pap.

Auch wenn bis zur klinischen Anwendung am Menschen weitere
Untersuchungen erforderlich sind und möglicherweise noch Jahre
vergehen werden, sind Fortschritte in diesem Bereich nach Einschätzung
der Wissenschaftler dringend notwendig: Die Volkskrankheit Arthrose
verursache nicht nur sehr viel persönliches Leid, sondern sei auch für
einen großen Teil der über 26 Milliarden Euro an Krankheitskosten
verantwortlich, die laut dem Gesundheitsbericht der Bundesregierung
jährlich in Deutschland für Erkrankungen des Bewegungsapparates
aufgewendet werden müssen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.campus.uni-muenster.de/iemm.html


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster, Thomas Bauer, 17.08.2009
11:37


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